Berlin und Kiew müssen Fragen beantworten
Kommentar von Raimund Neuß zu Nord Stream
Köln (ots)
Pro-ukrainische Akteure oder auch russische Putin-Gegner als Urheber der Explosionen an den beiden Ostsee-Pipelines? Die neue These wirft vor allem Fragen auf.
Anders als bisher stellt sich die alte Kriminalisten-Frage nach dem Interesse an der Tat. Freischärler mögen da anders denken als Staatsführungen. Denn die Idee, Washington, Kiew oder gar Oslo hätten Russland so aus dem europäischen Gasmarkt drängen wollen, ist doch absurd. Das hatten Wladimir Putin mit dem Überfall auf die Ukraine und dem anschließenden Gas-Erpressungsversuch selbst erledigt. Auch nach einem russischen Abzug aus der Ukraine wird es keine Gaskäufe durch EU-Staaten im alten Umfang mehr geben, so große Pipeline-Kapazitäten werden nicht mehr gebraucht. Aber auch Russland hatte eigentlich kein Interesse an der Sprengung, denn bei deutschen Putin-Fans funktioniert die Illusion vom Nord-Stream-Billiggas wunderbar. Eine Operation unter falscher Flagge wäre denkbar, aber dafür gibt es offenbar keinen Beleg.
Allerdings: Das gemietete Boot wurde gefunden und durchsucht, aber warum hatte die Täter nicht mal versucht, die Sprengstoffspuren zu beseitigen? Und: Sie mögen hochprofessionelle Taucher und Navigatoren gewesen sein, aber wie kamen sie an Hunderte Kilo Sprengstoff? Unvorstellbar, was man damit hätte anrichten können. Wieso bekommen unsere Behörden davon nichts mit? Welche Leute duldet die Ukraine, wenn die Spuren denn dorthin führen, in ihren Grenzen? Schon das Agieren des aus Deutschland ausgewiesenen russischen Extremisten Nikitin auf ukrainischem Boden ist alarmierend. Kiew und Berlin müssen viele Fragen beantworten.
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