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Reaktionen auf Kirchen-Umfrage: Präses Latzel fordert Selbstkritik in Missbrauchs-Debatte - Katholischer Theologe Nass ruft zu ökumenischer Initiative in ethischen Fragen auf

Köln (ots)

Nur mit "Ehrlichkeit, Transparenz und Selbstkritik" wird die evangelische Kirche nach Auffassung des rheinischen Präses Thorsten Latzel Vertrauen bei der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt aufbauen können. "Die Sorge um das Ansehen von Personen und Institutionen stand früher viel zu oft im Vordergrund", sagte Latzel der Kölnischen Rundschau (online und in der Ausgabe von Mittwoch, dem 28. November 2023).

Nach der Einschätzung nahezu aller Befragten der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung stünden beide Kirchen vor der Aufgabe, "sich grundlegend zu verändern", betonte Latzel. Der Kölner katholische Kölner Sozialethiker Elmar Nass sagte jedoch, Reformdebatten dürften "nicht dazu führen, dass die Kirchen nur noch um sich selbst kreisen und über Macht, Amt und Strukturen debattieren": "Und dabei gehen viele Menschen verloren, die sich davon nicht angesprochen fühlen." Allerdings müsse sich die Kirche für die Rechte von Minderheiten einsetzen und gute Wege finden, sagte er zu dem Hinweis, dass sich Gläubige etwa wegen ihrer sexuellen Orientierung von der katholischen Kirche abgestoßen fühlten.

"Aus Sicht der Kirchen muss das wichtigste Ziel sein, Menschen die sinnstiftende Botschaft von Jesus Christus nahezubringen", sagte Nass. Zugleich liege die große Chance der Kirchen in der Erkenntnis, "dass beide in einem Boot sitzen". Er schlug eine "starke ökumenische Initiative" vor, denn die Kirchen hätten "sehr gute Antworten parat für große Herausforderungen unserer Zeit: etwa von Künstlicher Intelligenz, Schöpfung, Krieg und Frieden, von Gesellschaftsmodellen wie in China, den Fragen um Anfang und Ende des Lebens sowie für das Verhältnis von Menschen- und Tierrechten". Zu vielen großen Fragen habe er in den letzten Jahren zu wenig ausdrücklich christliche Positionen gehört, etwa zur Würde von Menschen mit Behinderungen angesichts der Sterbehilfe-Diskussion, zur Ökonomisierung des Lebenswertes in der Corona-Krise oder zur Situation von Obdachlosen.

Präses Latzel betonte, der christliche Glaube an den Gott der Liebe habe Folgen: "Wir geben keinen Menschen verloren, setzen uns für den Frieden ein, engagieren uns für die Schöpfung." Auch bei zurückgehender Religiosität sei Kirche "einer der Orte, wo Menschen vertrauen, hoffen, helfen lernen". Latzel: "Salz der Erde und Licht der Welt sein - das ist unsere Aufgabe, ganz gleich wie groß wir sind."

Pressekontakt:

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Raimund Neuß
Telefon: 0221/1632-555
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