Alle Storys
Folgen
Keine Story von INKOTA-netzwerk e.V. mehr verpassen.

INKOTA-netzwerk e.V.

Trotz Zuwachs bei zertifizierter Schokolade: Kakaobauern leben weiter in extremer Armut

Berlin (ots)

Der weltweite Marktanteil von zertifizierter Schokolade ist von zwei Prozent im Jahr 2009 auf fast 16 Prozent 2013 gestiegen. Das zeigt das neue Kakao-Barometer, dessen deutsche Fassung INKOTA und das Südwind-Institut heute veröffentlichen. Die Daten belegen aber auch, dass trotz zahlreicher Nachhaltigkeitsinitiativen und Selbstverpflichtungserklärungen von Schokoladenunternehmen wie Ferrero oder Mars das Pro-Kopf-Einkommen der meisten Kakaobauernfamilien immer noch weit unter der Armutsgrenze liegt. Die Kampagne Make Chocolate Fair! fordert deshalb ein existenzsicherndes Einkommen für Kakaobäuerinnen und -bauern.

"Es ist erfreulich, dass sich die Schokoladenindustrie bewegt und dass sich in den Supermärkten immer mehr Schokoladenprodukte mit den Siegeln von Fairtrade, Utz Certified und Rainforest Alliance finden lassen", erklärt Evelyn Bahn, Koordinatorin der Kampagne Make Chocolate Fair! bei INKOTA. "Das ist ein erster wichtiger Schritt hin zu einer Verbesserung der Lebensbedingungen für Kakaobäuerinnen und -bauern und zur Einhaltung der Menschenrechte. Zertifizierung ist aber kein Wundermittel, wenn es darum geht, die Mehrheit der Kakaobäuerinnen und -bauern aus der Armut zu befreien."

"Eine Kakaobauernfamilie in der Elfenbeinküste verdient derzeit pro Kopf der Familie rund 0,50 US-Dollar am Tag. Um zumindest die international definierte Armutsgrenze von zwei US-Dollar pro Tag zu erreichen, müsste sich ihr Pro-Kopf-Einkommen also vervierfachen", erklärt Friedel Hütz-Adams, Ko-Autor des Kakao-Barometers vom Südwind-Institut. Die niedrigen Einkommen führen zu inakzeptablen Arbeitsbedingungen bis hin zu Menschenrechtsverletzungen wie ausbeuterischer Kinderarbeit. Daran ändern auch viele der Nachhaltigkeitsinitiativen der Schokoladenindustrie nichts, die sich oft einseitig auf die Steigerung der Produktivität konzentrieren. "Neben der Steigerung der Ernteerträge, muss dringend in die Infrastruktur in den Kakaoanbauländern investiert werden", so Hütz-Adams weiter. "Der Anbau muss diversifiziert werden, es muss Weiterbildungen geben und der Kakaopreis, den die Bäuerinnen und Bauern erhalten, muss erhöht werden."

Auch die Kampagne Make Chocolate Fair! fordert ein existenzsicherndes Einkommen für Kakaobäuerinnen und -bauern. Mehr als 100.000 Menschen aus ganz Europa haben die Petition der Kampagne bereits unterzeichnet und sich für faire Bedingungen im Kakaoanbau ausgesprochen. "Die Nachfrage nach fair produzierter Schokolade steigt. Darauf muss die Schokoladenindustrie reagieren. Denn trotz des gestiegenen Anteils an zertifizierter Schokolade, sind noch immer über 80 Prozent aller weltweit verkauften Schokoladentafeln nicht zertifiziert. Das muss sich ändern", sagt Evelyn Bahn. Absichtserklärungen wie von Ferrero oder Mars, die bis 2020 ihre Schokolade vollständig aus zertifiziertem Kakao herstellen wollen, seien begrüßenswert. "Wir werden aber genau beobachten, ob die Schokoladenunternehmen ihre Versprechen einhalten", kündigt Bahn an.

Pressemitteilung als PDF: http://bit.ly/1NhOOGq

Kakao-Barometer als Download auf Deutsch: http://bit.ly/1N9prG1

Infografik "Ankündigungen einzelner Schokoladenunternehmen zur Verwendung von zertifiziertem Kakao": http://bit.ly/1QPmoJs

Webseite der Kampagne Make Chocolate Fair!: http://de.makechocolatefair.org

Webseite zum Kakao-Barometer inklusive aller Graphiken und Berechnungen (Englisch): http://www.cocoabarometer.org/Home.html

Das Kakao-Barometer ist eine alle zwei Jahre erscheinende Sektor-Übersicht über Nachhaltigkeitsinitiativen im Kakaosektor. Es wird von einem europäischen NGO-Gewerkschaften-Konsortium publiziert. Diesem gehören folgende Organisationen an: FNV Mondiaal (NL), Hivos (NL), Solidaridad (NL) und das VOICE Netzwerk - Erklärung von Bern (CH), FNV (NL), Oxfam Novib (NL), Oxfam Wereldwinkels (BE), Stop the Traffik (UK), ABVV - FGTB HORVAL (BE) und das Südwind-Institut. Das Kakao-Barometer wurde von INKOTA und der Südwind Agentur ins Deutsche übersetzt.

Make Chocolate Fair! ist eine europäische Kampagne von zivilgesellschaftlichen Organisationen aus 16 europäischen Ländern. Die Kampagne wird international von einer wachsenden Zahl von Menschen und Initiativen aus Europa, Afrika und Lateinamerika getragen. INKOTA ist eine von vier Hauptträgerorganisationen und übernimmt die Koordination der Kampagne in Deutschland. Bis Dezember 2015 sollen im Rahmen der Kampagne mindestens 100.000 Unterschriften für die Petition an die Schokoladenindustrie gesammelt werden. Die Kampagne wird unterstützt durch die Europäische Union, Stiftung Nord-Süd-Brücken, die Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit des Berliner Senats und Brot für die Welt - Evangelischer Entwicklungsdienst. Der Inhalt der Pressemitteilung liegt in der alleinigen Verantwortung von INKOTA und gibt nicht die Meinung der Förderer wieder.

Pressekontakt:

Ansprechpartner/innen:
Evelyn Bahn, Koordinatorin der europäischen Kampagne Make Chocolate
Fair!, Tel.: +49 (0)177-32 43 408, E-Mail: bahn@inkota.de

Friedel Hütz-Adams, Südwind Institut, Tel.: 0228-763698-15,
E-Mail: huetz-adams@suedwind-institut.de

Original-Content von: INKOTA-netzwerk e.V., übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: INKOTA-netzwerk e.V.
Weitere Storys: INKOTA-netzwerk e.V.
  • 22.04.2015 – 14:00

    Textilbündnis: Beitritt der Unternehmensverbände stimmt optimistisch

    Berlin (ots) - Kurz vor dem zweiten Jahrestag des Fabrikzusammensturzes von Rana Plaza in Bangladesch beabsichtigen die Verbände der deutschen Textilbranche offiziell dem Textilbündnis beizutreten und empfehlen dies auch ihren Mitgliedern. Das INKOTA-netzwerk und die Kampagne für Saubere Kleidung begrüßen dies als wichtigen Schritt auf dem Weg zur Einhaltung von ...

  • 31.03.2015 – 14:12

    Osterhasen fordern höhere Kakaopreise für westafrikanische Bauern

    Berlin (ots) - In Hamburg, Rostock, Freiburg und zwölf weiteren deutschen Städten gehen dutzende Osterhasen auf die Straße. Denn noch immer stecken Hunger, Armut und ausbeuterische Kinderarbeit in fast allen Osterleckereien. Gemeinsam mit der INKOTA-Kampagne Make Chocolate Fair! fordern sie die Schokoladenindustrie auf, die Einkommenssituation von Kakaobauern ...