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Amnesty International

Neuer ai-Bericht zu Deutschland
Gewaltmissbrauch bei der Polizei ist weiterhin ernstes Problem

Berlin (ots)

Polizisten in Deutschland haben auch in den letzten
Jahren zahlreiche Menschen misshandelt. Vielfach erleiden die Opfer
schwere körperliche und seelische Schäden. In Einzelfäl-len hat die
Anwendung unverhältnismäßiger Gewalt tödliche Folgen. Die
Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft bei
Misshandlungsvorwürfen sind oft schleppend und wenig objektiv. Die
Beschuldigten reagieren stereotyp mit Gegenanzeigen. Auch wenn die
Vorwürfe glaubwürdig sind, stellen die Staatsanwaltschaften die
Ermittlungen vielfach ein, statt sie Gerichten zur unabhängigen
Prüfung zuzuleiten. Den Aussagen der Polizisten wird dabei in der
Regel eine höhere Glaubwürdigkeit zuerkannt als denen der
mutmaßlichen Opfer.
Zu diesem Ergebnis kommt ein neuer Bericht, den amnesty 
international (ai) heute veröffentlicht. Der Bericht enthält 20 von 
ai recherchierte exemplarische Fälle.  "Das wahre Ausmaß der 
Misshandlungen kennen wir nicht, da in Deutschland dazu 
skandalöserweise noch immer keine einheitlichen und umfassenden 
Statistiken erhoben werden", sagte die Generalsekretärin der 
deutschen ai-Sektion, Barbara Lochbihler. ai fordert einheitliche 
Statistiken bereits seit 1995. "Nur so werden Trends erkennbar, 
denen die Politik dann rechtzeitig begegnen kann", sagte 
Lochbihler.
Weiterhin fordert ai ein unabhängiges Kontrollgremium zur 
unparteiischen Aufklärung von Misshandlungsvorwürfen. "Dieses 
Gremium benötigt die Kompetenz, eigene Untersuchungen durchführen zu 
können", sagte Lochbihler. Angesichts der mangelhaften Ermittlungen 
vieler Staatsanwaltschaften sollten dort Sonderabteilungen 
eingerichtet werden, die ausschließlich für Ermittlungen gegen 
Polizeibeamte zuständig sind.
Ein Instrument, um Misshandlungen vorzubeugen, ist das 
Zusatzprotokoll zur UN-Anti-Folter-Konvention.  Es ermöglicht 
unangemeldete Inspektionen in Gefängnissen, Polizeistationen oder 
psychiatrischen Anstalten. Die Bundesregierung hatte sich in der UNO 
vorbildhaft für das Zustandekommen des Protokolls eingesetzt, 
unterzeichnet es jetzt aber nicht. "Der Schritt ist überfällig, wenn 
die deutsche Menschenrechtspolitik glaubwürdig sein will", sagte 
Lochbihler.

Pressekontakt:

Für Nachfragen und Interviewwünsche wenden Sie sich bitte an die ai-
Pressestelle, Meike Zoega und Dr. Dawid D. Bartelt, Tel. 030 -
420248-306/-333, mail: presse@amnesty.de.

Der 93-seitige Bericht "Erneut im Fokus: Vorwürfe über polizeiliche
Misshandlungen und den Einsatz unverhältnismäßiger Gewalt in
Deutschland" kann über die Pressestelle bezogen oder von unserer
homepage heruntergeladen werden: www.amnesty.de.

Original-Content von: Amnesty International, übermittelt durch news aktuell

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