Bayerisches Fernsehen
Sonntag, 30. Januar 2005, 22.15 Uhr
Reportage am Sonntag
Arbeiten bis 80
Der Club der rüstigen Rentner
Reportage von Tom Fleckenstein
München (ots)
Der Schmied Manfred Bergmeister aus Ebersberg steht mit 78 Jahren immer noch an der Esse. "Früher haben wir 80 Stunden die Woche gearbeitet, heute jammern die Leute schon bei 40 Stunden", sagt der kräftige Mann und hämmert auf das glühende Eisen. Taxifahrer Ernst Phillipp hält mit 73 das Steuer noch fest in der Hand. "Ohne Arbeit wäre ich wahrscheinlich schon längst tot", erzählt der Würzburger, der auch noch arbeiten muss, weil ihm 500 Euro Rente nicht reichen. Und auch Doktor Klaus Reichel aus Hersbruck denkt noch lange nicht ans Aufhören. Obwohl er mit 68 wie alle anderen Kassenärzte seine Zulassung abgeben musste, macht er regelmäßig Nachtdienst in einer Klinik. Viele Senioren möchten unbedingt weiterarbeiten, um u.a. ihr Selbstwertgefühl zu erhalten. Und sei es ehrenamtlich wie Erich Wieler von den Aktiv-Senioren, der mit knapp 80 Jahren Hotels in Sachen Wellness und Umweltschutz testet. "Stillstand ist Rückschritt", meint der ehemalige Manager. Das Porträt einer Generation, die noch aus einem anderen Holz geschnitzt ist und sich nicht aufs Abstellgleis abschieben lassen will.
Reporter Tom Fleckenstein war in ganz Bayern auf der Suche nach rüstigen Rentnern, die weit jenseits der Pensionsgrenze noch arbeiten. Ein Blick in die Zukunft, denn "mehr und länger arbeiten", das kommt wahrscheinlich auf uns alle zu. Doch heute schicken Betriebe ihre Mitarbeiter mit Mitte 50 schon in den Vorruhestand. Deshalb gleicht die Recherche manchmal der berühmten Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Menschen über 70 sind entweder längst im Altersheim oder auf Mallorca zu finden, aber nicht an einem Arbeitsplatz.
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