Unter Tage - jetzt woanders
ARD-exclusiv "Immer der Kohle nach" über den Kampf von Bergleuten um die letzten Arbeitsplätze
am 10. Oktober 2010, 13.15 Uhr im Ersten (mit Bild)
Mainz (ots)
"Mein Großvater war Bergmann, mein Vater - und da hat es für mich nix anderes gegeben, als auf die Grube zu gehen", erinnert sich Jörg Lutz. "Die haben mir immer gesagt: Geh auf die Grub, da biste gut unter ..." 22 Jahre war er "gut unter", im heimischen Bergwerk Saar. Und jetzt muss er von hier weg. Niemand ist so sesshaft wie der Bergmann - auch so ein Spruch von früher. Aber früher ist lange her. Und darum muss Jörg Lutz jetzt umziehen. Am Sonntag, 10. Oktober 2010, 13.15 Uhr, sendet Das Erste die Reportage "Immer der Kohle nach - Wenn Bergleute umziehen" über das langsame Sterben einer alten Tradition. Es heißt Schicht im Schacht - im Jahr 2018 ist Schluss mit dem Steinkohlebergbau in Deutschland, so hat es die Bundesregierung beschlossen. Dann wird die letzte Zeche dicht gemacht. Und im Saarland kommt das Ende sogar noch früher. Nachdem im Februar 2008 hier die Erde deutlich stärker als je zuvor bebte, wurde beschlossen, schon 2012 Schluss zu machen. Ein Großteil der Beschäftigten wird bis dahin 500 Kilometer weiter nach Norden, nach Ibbenbüren in Nordrhein-Westfalen verlegt. Und Jörg Lutz gehört zu den ersten, die gehen. Viele seiner Kollegen verlassen den Ort, an dem schon Vater und Großvater die Kohle aus der Erde schafften. Jetzt müssen sie ein neues Leben beginnen, brauchen einen neuen Vertrag, eine neue Wohnung, Grundlagen für eine neue Existenz. Allerdings befristet, denn auch für Ibbenbüren gilt: 2018 ist Schluss, dann zahlt die Bundesregierung keine Subventionen mehr für den deutschen Steinkohlebergbau. Und die EU will mittlerweile sogar schon 2014 aussteigen - was die Kumpel nicht nur in Deutschland seit Wochen auf die Straße treibt. So oder so: Ein Kapitel deutscher Industriegeschichte geht allmählich zu Ende. Der Steinkohlebergbau wird abgewickelt, in aller Stille, ohne dass die Öffentlichkeit davon besonders viel Notiz nimmt. SWR-Autorin Antje Boehmert hat die Bergleute vor, während und nach dem Umzug besucht. Sie war dabei, als die sesshaften Bergleute zu Pendlern wurden, weil sie nun mal dorthin gehen müssen, wo es noch Arbeit gibt - immer der Kohle nach. Akkreditierte Journalisten können den Film vorab im Vorführraum des SWR-Presseportals ansehen (www.swr.de/presse). Fotos zum Herunterladen finden Sie unter ARD-Foto.de. Pressekontakt: Heike Rossel, Tel.: 06131/929-3273, heike.rossel@swr.de.
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