Report Mainz: Bund kauft vorerst weiter bei Heckler & Koch
SPD und Grüne fordern Auftragsstopp
Mainz (ots)
Die Bundesregierung will vorerst weiter mit der umstrittenen Rüstungsfirma Heckler & Koch zusammenarbeiten. Das geht aus einer Stellungnahme des Bundesverteidigungsministeriums hervor, die das ARD-Politikmagazin "Report Mainz" heute veröffentlicht (www.reportmainz.de). Der neueste Auftrag wurde demnach am 22. November 2011 erteilt, also wenige Tage nachdem bekannt wurde, dass die Staatsanwaltschaft Stuttgart auch wegen des Verdachts der Bestechung von Amtsträgern gegen Heckler & Koch ermittelt.
Eine Sprecherin des Ministeriums teilte mit: "Derzeit bestehen 50 laufende Aufträge aus dem Ressort des Bundesministeriums der Verteidigung mit der Firma Heckler & Koch." Diese laufenden Aufträge sollen nicht nochmals überprüft werden, so die Sprecherin: "Die laufenden Ermittlungsverfahren bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart sind als Indiz grundsätzlich bei der Überprüfung der Eignung der Firma Heckler & Koch für künftige öffentliche Auftragsvergaben zu würdigen, doch sind im Rahmen dieser Prüfung auch die bisherigen Vertragsbeziehungen mit der Firma einzubeziehen. Die bisherige Zusammenarbeit der Bundeswehr mit der Firma Heckler & Koch ist geprägt durch eine langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit. Grundsätzlich werden daher bei zukünftigen Vergaben die laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Stuttgart genauestens zu beobachten und eine einzelfallbezogene Eignungsbeurteilung für anstehende Vergaben zu treffen sein."
Die Opposition fordert von der Bundesregierung, vorerst keine neuen Aufträge an Heckler & Koch zu erteilen. Barbara Hendricks, Mitglied des Bundesvorstands der SPD, erklärte in "Report Mainz": "Meine Forderung an die Bundesregierung ist: Aufträge an Heckler & Koch jetzt nicht weiter zu vergeben. Das gilt sowohl für Aufträge im Bereich Forschung und Entwicklung als auch etwa für den Erwerb von Waffen. Das sollte jetzt nicht geschehen, solange die staatsanwaltschaftlichen Untersuchungen nicht abgeschlossen sind."
Claudia Roth, Parteivorsitzende von B'90 / Grüne erklärte in "Report Mainz": "Dass dann aber das Verteidigungsministerium nicht nur Rüstungsgeschäfte mit Heckler & Koch einfach so als wenn nichts passiert weiterabwickeln will, sondern jetzt auch noch lukrative Forschungsaufträge vergibt, das halte ich für politisch absolut unanständig und das muss aufhören." Heckler & Koch erhielt in den vergangenen zehn Jahren nach Angaben des Bundesverteidigungsministeriums mehr als 900 Direktaufträge sowie elf Forschungsaufträge.
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