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ZDF-Autor Steffen Bayer interviewt Dalai Lama Zur Dokumentation "Tibet - Reise durch ein verbotenes Land"

Mainz (ots)

Für die zweiteilige Reisedokumentation "Tibet -
Reise durch ein verbotenes Land", die am 29. Januar und 5. Februar, 
jeweils dienstags, 20.15 Uhr, im ZDF zu sehen ist, führte Autor 
Steffen Bayer ein Gespräch mit dem Dalai Lama. Er traf den 
geistlichen Führer der Tibeter in seinem indischen Exil. Neben Fragen
zu seiner Kindheit und Jugend, seiner Ausbildung und seinen 
Erinnerungen an Heinrich Harrer, auf dessen Spuren das ZDF-Team durch
Tibet gereist ist, beantwortete der Dalai Lama auch Fragen zu Glauben
und Religion der Tibeter heute, zur aktuellen Situation in Tibet und 
zu seinen Hoffnungen für die Zukunft.
Frage: Warum spielt das Thema Glauben und Religion immer noch eine
so wichtige Rolle für das tibetische Volk?
Dalai Lama: Die sehr feindliche Gesinnung der Chinesen gegen 
alles, was die tibetische Kultur und den Buddhismus ausmacht, 
bewirkte genau das Gegenteil von dem, was damit beabsichtigt war: 
Religion ist heute in Tibet deshalb nur so bedeutend, weil die 
Bedrohung unserer Jahrhunderte alten Werte von außen so stark gewesen
ist. Den Menschen ist ihre Religion noch wichtiger geworden. Hätte es
in den letzten 60 Jahren allgemeine Meinungsfreiheit gegeben - die 
Freiheit, dahin zu reisen, wohin man will -, dann wäre die Lage heute
eine völlig andere.
Frage: Haben Sie von den neuen chinesischen Siedlungen in 
Westtibet gehört? Können Sie sich vorstellen, was die Chinesen dazu 
motiviert, sich in dieser Region niederzulassen?
Dalai Lama: Ich habe bis jetzt nichts von der Besiedlung durch die
Chinesen in dieser Region gewusst. Aber ich weiß, dass es in größeren
Städten bereits an der Tagesordnung ist, dass sich die Tibeter 
zahlenmäßig in der Minderheit befinden. Vor einigen Jahren gab es im 
westlichen Teil Tibets nur wenige chinesische Offizielle. In den 
letzten Jahren ist ein starker Anstieg des Anteils der Chinesen in 
der Bevölkerung Tibets zu beobachten. Die meisten Geschäfte oder 
Straßenlokale in Lhasa, aber auch in anderen größeren Städten werden 
von Chinesen betrieben.
Frage: Haben Sie Hoffnung, dass sich die Haltung Chinas gegenüber 
Tibet ändern wird?
Dalai Lama: Nach 60 Jahren hat die chinesische Führung gelernt, 
auf die neuen Zustände zu reagieren. Das ist, denke ich, doch ein 
Zeichen der Hoffnung. Die vielen chinesischen Touristen überall 
stehen für mehr Wohlstand im Land. Und auch die Tatsache, dass 
Hunderttausende chinesische Studenten im Ausland lernen können, 
zeigt, dass sich das Verständnis von der Welt innerhalb der 
Bevölkerung gewandelt hat. Dazu kommt noch, dass Handys und Internet 
mittlerweile verbreitet sind. Die Wahrnehmung der chinesischen 
Bevölkerung hat sich zum Positiven entwickelt. Ich glaube, dass sich 
auch bei den chinesischen Machthabern durch diesen Fortschritt das 
Verständnis von der Welt verändert hat. Die derzeitige chinesische 
Regierung weiß, dass sie sich verändern muss, aber behutsam - ohne 
übermäßige Hast, denn chaotische Zustände helfen nicht weiter. Ich 
glaube, dass andere chinesische Führer diesem Weg auch folgen werden.
China wird in fünf oder zehn Jahren eine offenere Gesellschaft sein. 
Dann wird es auch mehr Freiheiten geben, davon bin ich überzeugt.
Frage: Haben Sie die Hoffnung, eines Tages nach Tibet 
zurückzukehren?
Dalai Lama: Ja, ja. Fast alle Tibeter hoffen darauf. (...) Ich 
habe die Nachricht aus Tibet erhalten, dass sich die Bevölkerung sehr
darüber freuen würde, wenn ich zurückkehrte. Jemand hat bei einem 
großen öffentlichen Fest meine Rückkehr gefordert - dafür wurde er zu
neun Jahren Haft verurteilt. Ich habe es schon 1992 formuliert: Wenn 
die Zeit unserer Rückkehr in Freiheit gekommen ist, dann werde ich 
meine politische Macht abgeben. Dann bin ich nicht länger das 
Oberhaupt von Tibet. 2001 haben wir im Exil die parlamentarische 
Demokratie eingeführt. Im Moment bin ich in so einer Art 
Vorruhestand. Ich hätte keine Probleme damit, mich schon bald ganz 
zurückzuziehen. Ich freue mich schon auf meinen Ruhestand!
Das vollständige Interview ist parallel zur Sendung des
Zweiteilers "Tibet - Reise durch ein verbotenes Land" auf zdf.de zu 
finden.
Fotos sind erhältlich über den ZDF-Bilderdienst, Telefon: 06131 - 
706100, und über http://bilderdienst.zdf.de/presse/tibet

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