Politologe der Universität Tiflis im "ZDF-Mittagsmagazin": Georgien könnte seine Unabhängigkeit verlieren
Mainz (ots)
David Aprasize, Politologe an der Universität in Tiflis, sieht trotz Einstellung der Kriegshandlungen keinen Frieden in Georgien. "Von einer garantierten Sicherheit und Frieden kann man noch nicht sprechen. Außerdem ist die Bevölkerung sehr besorgt und fragt sich: Was passiert, wenn der Krieg zu Ende ist? Wir befürchten, dass Georgien seine Unabhängigkeit verliert", sagte Aprasize im "ZDF-Mittagsmagazin" am Dienstag, 12. August 2008.
Georgien habe Russland nicht unterschätzt. "Aber wir haben die Rolle der Internationalen Gemeinschaft überschätzt", sagte Aprazise. Es habe sich gezeigt, dass es für Russland keine Rolle spiele, welcher Minister aus welchem Land Kritik äußere. Mit Blick auf den Ausbruch des Konflikts meinte der Politologe, dass Georgien möglicherweise provoziert habe.
Zum Ausmaß des Konflikts sagte er: "Es geht nicht nur um Georgien oder Abchasien - solch ein Konflikt kann durchaus auch mit anderen Sowjetrepubliken entstehen. Und was ist dann die Antwort der Internationalen Gemeinschaft?" Diese hätte, so Aprazise, sich seit Ende der 90er Jahre für eine Friedenslösung im Kaukasus-Konflikt einsetzen müssen. "Jetzt ist es zu spät", so Aprazise. Jetzt habe Russland gewonnen und gezeigt, "dass Georgien und der Kaukasus der Hinterhof Russlands sind". Er prognostizierte, dass Russland künftig mit mehr Härte in der Gemeinschaft auftreten werde.
Vorrangig gehe es jetzt um die Zukunft Georgiens. "Aber wenn die russischen Truppen das Land verlassen haben, muss man auch darüber diskutieren, ob und was die Regierung falsch gemacht hat", betonte der Politologe.
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