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ZDF: Auswärtiges Amt kaum aktiv im Fall des KZ-Arztes Aribert Heim
Nazi-Jäger fordert "jede Anstrengung" von der Bundesregierung

Mainz (ots)

Das Auswärtige Amt zeigt wenig Einsatz bei der
Aufklärung im Fall des meistgesuchten Nazi-Verbrechers Aribert Heim. 
Das berichtet das ZDF "heute-journal" in seiner Ausgabe am 
Freitagabend. Nach Angaben des Senders hat das Bundesaußenministerium
lediglich zwei Auskunftsersuchen an die zentrale Einwanderungsbehörde
in Kairo geschickt. Der erste Brief ist auf den 18. Februar datiert, 
zwei Wochen nach der Enthüllung des Zufluchtsortes von Aribert Heim 
durch gemeinsame Recherchen von ZDF und New York Times. Ein zweites 
Schreiben folgte am 29. April. Beide Briefe sind bisher 
unbeantwortet.
Nach Auskunft des Ministeriums haben sich bisher weder der 
deutsche Botschafter in Kairo noch Amtschef Frank-Walter Steinmeier 
mit der Bitte um Aufklärung an die ägyptische Regierung gewandt. Der 
Chefermittler des Simon-Wiesenthal-Centers fordert von der 
Bundesregierung mehr Einsatz. "Es sollte eine Priorität der deutschen
Regierung sein", so Ephraim Zuroff im ZDF. "Jede Anstrengung muss von
der deutschen Regierung unternommen werden, um die Unterstützung der 
ägyptischen zu bekommen."
Zuroff ist mittlerweile davon überzeugt, dass Aribert Heim über 
Jahrzehnte in Kairo gelebt hat, seinen angeblichen Tod hält er aber 
weiter für nicht bewiesen: "Keiner zweifelt, dass er in Ägypten war. 
Die Dokumente belegen das und wir akzeptieren es. Die Frage ist, ob 
er wirklich dort starb. Und in dieser Frage gibt es bisher nur 
Indizien."
New York Times und ZDF hatten Anfang Februar berichtet, dass der 
ehemalige SS-Arzt Heim kurz nach seiner Flucht aus Deutschland 1962 
in der ägyptischen Hauptstadt Zuflucht fand. Über Jahrzehnte lebte er
mit dem nur leicht abgewandelten Namen Ferdinand Heim in Kairo, bevor
er Anfang der 80er Jahre zum Islam konvertierte und den Namen Tarik 
Hussein Farid annahm. Später erkrankte Heim an Darmkrebs. Nach 
Aussagen von Augenzeugen starb er am 10. August 1992 in einem 
Hotelzimmer im Zentrum der Millionenmetropole.
Einen Teil dieser Recherche bestätigt jetzt offiziell auch das 
Landeskriminalamt Baden-Württemberg. Die Ermittler dort hatten in den
vergangenen Monaten eine Aktentasche von Aribert Heim analysiert, auf
die das ZDF bei den Recherchen gestoßen war. Sie war mit hunderten 
von Dokumenten gefüllt. "Aufgrund der vorläufigen Ergebnisse der 
Untersuchungen," so der LKA-Ermittler Joachim Schäck, "kann man 
sagen, dass Aribert Heim wahrscheinlich einen sehr langen Zeitraum 
nach seiner Flucht aus Deutschland in Kairo beziehungsweise in 
Ägypten gelebt hat."
Soviel Beweismaterial im Fall Heim wie jetzt hatten die Ermittler,
die für die Suche nach dem Nazi-Arzt zuständig sind, noch nie. Der 
Staub von der Aktentasche, so zeigt die Analyse, stammt mit höchster 
Wahrscheinlichkeit aus Nordafrika. Die Dokumente sind nach Inhalt und
Form authentisch. Noch ist die Untersuchung nicht abgeschlossen, aber
die Briefe, Kontoauszüge und amtlichen Schriftstücke dokumentieren 
das Leben Aribert Heims in Kairo. Verwertbare Fingerspuren von ihm 
haben die Experten noch nicht gefunden. Sie erhoffen sich nun Zugang 
zu den Augenzeugen, die ZDF und New York Times den Tod von Aribert 
Heim bestätigt hatten. "Wir nehmen die Zeugenaussagen sehr ernst", so
Schäck, "allerdings wäre es für uns wichtig, förmliche Vernehmungen 
durchführen zu lassen durch die ägyptischen Behörden."
Nach ZDF-Informationen haben solche Vernehmungen bereits 
stattgefunden. Obwohl das LKA wiederholt um eine Einreiseerlaubnis 
für seine Ermittler bat, waren die ägyptischen Behörden bisher zu 
einer Zusammenarbeit nicht bereit.

Pressekontakt:

ZDF-Pressestelle
Telefon: 06131 / 70 - 2120
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