ZDF-Programmhinweis
Sonntag, 23. Juni 2013, 23.55 Uhr
Precht
Ende der Geheimnisse: Die gläserne Gesellschaft
Richard David Precht im Gespräch mit Marina Weisband, Autorin und Politikerin
Mainz (ots)
Das Internet hat die Voraussetzung für eine grenzenlose, radikal offene wie ungefilterte Kommunikation geschaffen. Diskussionen, Meinungen und Selbstdarstellungen von jedermann sind im Netz für jeden einsehbar. In Foren, Chats, Blogs, auf Twitter und Facebook kann heute jeder alles posten, liken oder Shitstorms gegen andere entfachen. Die Durchmischung von Intimität und Öffentlichkeit hat ein neues Verständnis von Gesellschaft erzeugt, das viele nun nicht mehr nur auf die Netzwelt beziehen wollen. Transparenz heißt das Gebot der Stunde, totale Offenheit im Politischen wie im Privaten. Über diesen vielschichtigen Begriff diskutiert der Philosoph und Erfolgsautor Richard David Precht in seiner ZDF-Philosophiesendung mit einer Expertin, die mit dem Thema bestens vertraut ist: Marina Weisband, Ex-Geschäftsführerin der Piratenpartei und Autorin. Besonders die junge Generation fordert heute Transparenz: in der Arbeitswelt, der Wirtschaft und vor allem in der Politik. Was bisher hinter verschlossenen Türen verhandelt wurde, daran soll nun jede Bürgerin und jeder Bürger teilhaben können. Und in immer stärkerem Maße auch mit entscheiden dürfen. Mehr Teilhabe soll auch mehr Akzeptanz erzeugen. Aber ist die Forderung nach mehr gesellschaftlicher Transparenz das Heilmittel gegen Polit-Affären, Korruption, Machtmissbrauch und Politikverdruss? Brauchen wir, so fragt Precht, ein Update auf eine Demokratie 2.0? In der mit offener Kommunikation, einschließlich der Offenlegung aller Privatvermögen, wieder ein stärkeres Vertrauen zwischen Regierenden und Regierten geschaffen wird? Oder ist die Vision einer Transparenzgesellschaft in Wahrheit der Albtraum einer Kontrollgesellschaft, in der dann, laut Karl Marx, Vertrauen gut, Kontrolle aber eben besser ist? Wie ist es überhaupt um das tatsächliche Bedürfnis der Menschen nach Einblick und Mitbestimmung bestellt? Marina Weisband beklagt in ihrem Buch "Wir nennen es Politik" den Widerspruch zwischen dem Desinteresse der Bevölkerung an politischer Einflussnahme aber der gleichzeitigen Lust am Shitstorm. Auch sie kommt, wie schon der Berliner Philosoph und Transparenz-Kritiker Byung-Chul Han, zu dem Schluss, dass das Instrument der simplen Machtausübung wohl kaum aus der Politik zu entfernen ist. Das aber schafft jene Politiker mit dem "Scheißegal-Gen", wie es Weisband nennt, die sich eher durch Durchsetzungskraft und Stehvermögen auszeichnen als durch gute politische Ideen. Hat Weisband ihren Traum von einer besseren Politik durch Transparenz bereits aufgegeben? Die nächste Ausgabe von "Precht" präsentiert das ZDF am Sonntag 1. September 2013.
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