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ZDF-Pressemitteilung
300. ZDF-Politbarometer
Wenig Vertrauen in Kanzler bei Reformdurchsetzung
Leichtes Plus für SPD

Mainz (ots)

Trotz weiterhin deutlicher Kritik an den Leistungen
der Bundesregierung kann sich die SPD in der politischen Stimmung im
ersten Politbarometer im März leicht verbessern. Nach 22 Prozent und
24 Prozent im Februar erreicht die SPD jetzt 27 Prozent, die
Unionsparteien kommen auf 54 Prozent (Feb.I: 58 Prozent, Feb.II: 
55 Prozent), die Grünen liegen bei 10 Prozent (Feb.I: 10 Prozent,
Feb.II: 11 Prozent), die FDP bei 5 Prozent (nach zweimal 6 Prozent),
die PDS bei 2 Prozent (Feb.I: 3 Prozent, Feb.II: 2 Prozent).
Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, kämen auch
längerfristige Überzeugungen und Bindungen an die Parteien zur
Geltung sowie taktische Überlegungen. Das berücksichtigt die
Politbarometer-Projektion: SPD 31 Prozent (+1 gegenüber Februar),
CDU/CSU 48 Prozent (unverändert), die Grünen ebenfalls unverändert 9
Prozent, die FDP 5 Prozent (-1) die PDS unverändert 4 Prozent und
andere Parteien 3 Prozent. Eine Koalition von Union und FDP hätte
damit eine klare Mehrheit. Eine absolute Mehrheit der Union gäbe es,
wenn die PDS keine drei Direktmandate erreichen würde.
Bei der Beurteilung der zehn wichtigsten Politiker in Deutschland
vergeben die Befragten nahezu durchgehend ein weiteres Mal
schlechtere Noten als bei den Befragungen im Januar und Februar.
Lediglich zwei Politiker konnten ihre schon sehr schlechten Werte
halten.
Nach wie vor führt Joschka Fischer die Liste der Top-Ten mit 2,1
(Feb. II: 2,2) an. Auf Platz zwei Wolfgang Clement 0,6 (Feb. II:
0,7). Deutlich verschlechtert auf Rang drei Angela Merkel 0,3 (Feb.
II: 0,8). Ihr folgt Friedrich Merz 0,2 (Feb. II: 0,3). Edmund Stoiber
auf Platz fünf leicht verschlechtert 0,1 (Feb. II: 0,3). Peter Struck
mit dem gleichen Wert auf Platz sechs, aber er verliert deutlicher
(Feb II: 0,4). Auf Platz sieben Gerhard Schröder mit -0,6 (Feb. II:
-0,5), er erreicht damit den niedrigsten Wert, den auch Helmut Kohl
während seiner Kanzlerschaft erreicht hatte. Hans Eichel bleibt bei
-0,6 wie im letzten Politbarometer. Nochmals verschlechtert Guido
Westerwelle -0,8 (Feb. II: -0,6), auf dem vorletzten Platz. Wieder am
Schluss und nicht verändert Ulla Schmidt -0,8.
Bei den Vorschlägen zur Reform der sozialen Sicherungssystemen
wird eine Kürzung des Arbeitslosengeldes zur Schaffung von Anreizen,
auch schlechter bezahlte Jobs anzunehmen, von 62 Prozent gut
geheißen, 33 Prozent finden diese Maßnahme nicht gut.
Den Vorschlag, die Beiträge in der Rentenversicherung zu senken,
also niedrigere Renten zu bekommen bei gleichzeitig höherer privater
Altersvorsorge, finden 49 Prozent gut, 47 Prozent der Befragten
finden ihn nicht gut. Unter den Berufstätigen liegt die Zustimmung
bei 55 Prozent, 41 Prozent lehnen ihn ab.
   Einen höheren Eigenanteil bei Krankheitskosten und gleichzeitiger
Senkung der Beiträge zur Krankenversicherung finden nur 27 Prozent
gut, 70 Prozent finden diesen Vorschlag nicht gut.
Vor der Regierungserklärung des Bundeskanzlers meinten 32 Prozent
der Deutschen, sie trauen es Gerhard Schröder zu, die notwendigen
gesellschaftlichen Reformen durchzusetzen, doppelt so viele, 64
Prozent, trauen es ihm nicht zu.
Eine deutliche Veränderung gibt es bei der Beurteilung der
Gewerkschaften in Deutschland: 47 Prozent meinen der Einfluss der
Gewerkschaften sei zu groß, 29 Prozent sagen gerade richtig, 15
Prozent meinen der Einfluss sei zu klein. Vor der Bundestagswahl 1998
(Juli 1998) sagten nur 21 Prozent der damals befragten Bundesbürger
der Einfluß der Gewerkschaften sei zu groß, 39 Prozent gerade
richtig, 32 Prozent zu klein.  Demgegenüber gibt es in dieser Zeit
bei der Beurteilung des Einfluss der Arbeitgeberverbände praktisch
keine Veränderungen: Einfluss zu groß 35 Prozent, gerade richtig 37
Prozent, zu klein 13 Prozent (1998: 38 Prozent, 38 Prozent, 15
Prozent).
Drei Viertel (75 Prozent) aller Deutschen erwarten, dass es zum
Krieg im Irak kommt. Sollte es aufgrund einer UNO-Resolution zu einer
Militäraktion der USA im Irak kommen, so lehnt eine Mehrheit von 62
Prozent eine Beteiligung Deutschlands strikt ab (Feb. II: 50
Prozent), 24 Prozent sprechen sich für eine Unterstützung mit
Material und Geld aus (Feb. II: 33 Prozent) und 11Prozent für eine
Beteiligung mit deutschen Soldaten (Feb II: 14 Prozent).
Der Meinung, dass eine Entwaffnung des Irak durch die Fortsetzung
der UNO-Inspektionen ohne Krieg erreicht werden kann, stimmen 50
Prozent zu, 45 Prozent glauben das nicht.
Die Umfragen zum Politbarometer wurden wie immer von der
Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews
wurden in der Zeit vom 10. bis 13. März 2003 unter 1252 zufällig
ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Die Befragung ist
repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in ganz
Deutschland. Die Fehlertoleranz bei den großen Parteien beträgt 2,7
Prozentpunkte, bei den kleineren 1,4 Prozentpunkte.
Das nächste Politbarometer sendet das ZDF Freitag, 28. März 2003,
nach dem heute-journal.

Rückfragen bitte an:

ZDF Pressestelle
06131 / 70-2120 und -2121

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