Christen in Kenia und das Trauma von Garissa
Open Doors beobachtet zunehmende Islamisierung und Christenverfolgung
Kelkheim (ots)
"Ich möchte lieber nicht an diesen Tag erinnert werden, ich wünschte, ich könnte vergessen. Am liebsten wäre mir auch, es gäbe keine Gedenkfeier", sagte einer der Überlebenden des Anschlags von Garissa gegenüber Open Doors. Dennoch kommen am 2. April Angehörige und Freunde zusammen, um der Opfer des vor zwei Jahren von muslimischen Al-Shabaab-Extremisten verübten Blutbades zu gedenken. 148 hauptsächlich christliche Studentinnen und Studenten wurden am Gründonnerstag 2015 in der Moi-Universität von Garissa kaltblütig ermordet. Viele ihrer Freunde und Familien leiden bis heute an den Folgen des Überfalls. Deshalb wird die christliche Studentenvereinigung am Sonntag, dem 2. April, einen Gedenkgottesdienst abhalten, um für die Familien der Hinterbliebenen zu beten. Während einige der Überlebenden die Feier skeptisch betrachten, halten andere sie für wichtig: "Ich finde so eine Feier gut, um all der Freunde zu gedenken, die wir verloren haben", so ein Betroffener. Dabei ist der Blick auch nach vorn gerichtet, denn selbst nach dem furchtbaren Anschlag hat sich wenig zum Guten geändert. Die Christen wollen sich gegenseitig ermutigen, der Druck auf sie nimmt beständig zu.
Garissa war dabei nur der traurige Höhepunkt einer Reihe von Überfällen und Angriffen in den Jahren 2014 bis 2016, bei denen gezielt Christen ermordet wurden. Hunderte von ihnen starben - in Mpeketoni, in der Region Mandera, in Lamu, in Waijr, in Mombasa und an weiteren Orten. In einigen Fällen wurden die Christen von den Muslimen abgesondert und regelrecht hingerichtet.
Wenngleich muslimische und christliche Studenten schon seit mehr als einem Jahr wieder gemeinsam in Garissa studieren, wird es doch nie wieder so sein wie vor 2015. Die christlichen Studenten dort sind nur noch eine kleine Minderheit. Wenn sie sich heute zum Gebet treffen, hören sie oft feindselige Bemerkungen oder die Aufforderung, sie sollten nicht so einen Lärm machen.
Spannungsgeladener Alltag im Grenzgebiet zu Somalia
Während die Christen landesweit etwa 80 % der Bevölkerung stellen, ist dies in der Grenzregion Kenia/Somalia genau umgekehrt. 90 % der Menschen hier sind Muslime. Die Christen leben mit einem permanenten Gefühl der Bedrohung. Die jüngste Ankündigung der kenianischen Regierung, die riesigen Flüchtlingslager um Dadaab an der Grenze zu Somalia aufzulösen, sorgt für zusätzliche Unruhe, wenngleich dieses Vorhaben vorerst zurückgestellt ist. Seit langem wird vermutet, dass sich dort islamistische Milizen aufhalten. Noch mehr Sorge bereitet den Christen in der Region allerdings eine Meldung vom 27. März, nach der kenianische Streitkräfte in Somalia 31 Kämpfer der Al Shabaab getötet haben. In früheren Jahren waren die Christen nach solchen Aktionen häufig das Ziel von Vergeltung. Zudem hält Al Shabaab weiter an ihrem Ziel fest, an der Ostküste Afrikas ein Kalifat zu errichten. Die ausführlichen Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes zeichnen ein düsteres Bild.
Überlebender aus Garissa zu Gast in Deutschland
Auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors steht Kenia auf Platz 18. Durch Partnerorganisationen unterstützt Open Doors die Christen vor Ort mit Traumabegleitung, Schulungen und weiteren Hilfsprojekten. Markus Rode, der geschäftsführende Vorsitzende von Open Doors Deutschland, hält es für wichtig, die Verbindung zwischen den Christen in Kenia und in Deutschland zu stärken. "Sehr viele Christen wurden um ihres Glaubens willen getötet. Das hat den Druck auf die Christen in Kenia dramatisch erhöht. Deshalb haben wir für den Open Doors Tag am 27. Mai in den Dortmunder Westfalenhallen den ehemaligen Sprecher der Studentenvereinigung von Garissa eingeladen, damit die Besucher aus erster Hand erfahren, wie die Situation der Christen vor Ort aussieht."
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