WDR Fernsehen, 0800Berlin: Farthmann befürchtet Spaltung der SPD
Ausschlussverfahren gegen Clement mit Geist der SPD nicht vereinbar
Düsseldorf (ots)
Der frühere Vorsitzende der SPD-Fraktion im Landtag von NRW, Friedhelm Farthmann, macht sich Sorgen um die Zukunft seiner Partei. Auf die Frage, ob der SPD wegen des Streits um den Umgang mit der Linken die Spaltung drohe, antwortete Farthmann am Mittag in der WDR-Fernsehsendung Null800Berlin: "Das könnte so sein und ich fürchte das auch fast."
Der 77-jährige frühere NRW-Arbeitsminister kritisierte Parteichef Beck. Dieser habe in den letzten Wochen bei der Diskussion über den Kurs der Partei keine "besonders überzeugende Vorstellung" abgeliefert. Dennoch solle Beck im Amt bleiben: "Alle paar Monate einen neuen Vorsitzenden zu wählen, das wird ja allmählich pervers."
Farthmann, der die SPD-Landtagsfraktion von 1985 bis 1995 führte, warnte seine Partei vor einer Zusammenarbeit mit der Linken, die eine "abwegige, unrealistische, das Volk täuschende Politik" betreibe. Das müsse allerdings nicht für immer so bleiben. "Ich bin dagegen, nur weil da ein paar Kommunisten drin sind, eine Partei für alle Zeiten ins Abseits zu schieben. Den Standpunkt wird man nicht durchhalten." Wenn die Linke eine Politik anbiete, die für die SPD vertretbar sei, könne man über eine Zusammenarbeit nachdenken. Momentan sehe er aber in der Programmatik der Linken eine "reine Versprechensorgie".
Farthmann kritisierte auch das Diskussionsklima in der SPD. "Wenn ich heute sehe, dass Wolfgang Clement aus der Partei gekegelt werden soll (...), dann ist das mit dem, was ich mal von der Sozialdemokratie gelernt habe und mich mal bewogen hat, in die Partei einzutreten, unvereinbar." Farthmann: "Ich bin mal in die Partei eingetreten, weil es für mich die Partei der Freiheit des Geistes war." Der Sozialdemokrat hofft, dass es auf dem kleinen Parteitag Ende Mai in Nürnberg eine offene Diskussion über die Ausrichtung der SPD und ihr Verhältnis zur Linken gebe. Er würde sich durchaus in die aktuelle Debatte mehr einmischen, wenn er darum gebeten würde. Er dränge sich jedoch nicht auf. "So wie ich es bei vielen Alt-Genossen heute sehe, die gehen dann noch zu den Parteitagen und freuen sich, wenn sie von den Mächtigen dieser Welt die Hand gedrückt kriegen, das tue ich mir nicht mehr an."
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