Ralph Giordano ist tot - WDR-Intendant Tom Buhrow würdigt ihn als "leidenschaftlichen Aufklärer und engagierten Journalisten"
Köln (ots)
Der Journalist, Regisseur, Publizist und Schriftsteller Ralph Giordano ist 91-jährig in seiner Wahlheimat Köln gestorben. Tom Buhrow, Intendant des Westdeutschen Rundfunks, äußert sich bestürzt zum Tod des langjährigen WDR-Mitarbeiters:
"Wir werden Ralph Giordano als leidenschaftlichen Aufklärer, engagierten Journalisten und kritischen Menschen in Erinnerung behalten; ein Kämpfer, der uns immer wieder dazu getrieben hat, unbequeme Themen zu diskutieren und eigene Standpunkte zu hinterfragen. Er hat genau da hingeschaut, wo die Ideale von Freiheit und Humanität mit Füßen getreten wurden oder bedroht waren. Unermüdlich hat er gegen das Vergessen angeschrieben; wo er konnte, hat er an die Gräuel des Nationalsozialismus und die Folgen des Antisemitismus erinnert. Auch deshalb war Ralph Giordano für viele ein großes Vorbild. Er wird uns fehlen."
Ralph Giordano wurde am 20. März 1923 in Hamburg geboren. Sein Vater war sizilianischer Abstammung, die deutsche Mutter Jüdin. Mehrfach wurde er von der Gestapo verhaftet und schwer misshandelt. Als seiner Mutter die Deportation drohte, versteckte sich die Familie in Hamburg monatelang in einem Keller. Nach dem Krieg arbeitete er als Journalist, unter anderem für die Ost-Berliner "Weltbühne" und die "Jüdische Allgemeine". 1961 kam er zum NDR und wechselte 1964 zum WDR. Schnell machte er sich als Dokumentarfilmer einen Namen - bis zu seiner Pensionierung 1988 drehte er mehr als hundert Filme. Schwerpunkt seiner Arbeit blieb die Aufklärung über Nationalsozialismus, Faschismus und Stalinismus. Aber Ralph Giordano beschäftigte sich genauso intensiv mit den Problemen der so genannten Dritten Welt. Für "Hunger - Herausforderung auf Leben und Tod" und "Camilo Torres - Rebell des Kreuzes" erhielt er jeweils einen Grimme-Preis, zahlreiche weitere Auszeichnungen folgten.
Auch als Publizist und Schriftsteller war Ralph Giordano international anerkannt; unter anderem sorgte er für Aufsehen mit dem von Egon Monk verfilmten Bestseller "Die Bertinis". Zuletzt veröffentlichte der Träger des Großen Verdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland das Sachbuch "Der perfekte Mord. Die deutsche Justiz und die NS-Vergangenheit".
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