Pleitgen: "Ohne freie Berichterstattung über den Krieg kein Vertrauen in die Politik"
Köln (ots)
"Für eine uneingeschränkte Berichterstattung auch in kritischen Zeiten" plädierte WDR-Intendant Fritz Pleitgen heute vor dem Rundfunkrat seines Senders. In der Bevölkerung herrschten weiter große Unsicherheit und auch Angst seit den monströsen Terroranschlägen vom 11. September. Die Angriffe auf Afghanistan hätten nicht zur Beruhigung beigetragen. Was die Bomben und Granaten bewirkten, wisse die Bevölkerung nicht. "Militärs betrachten es als Vorteil, wenn Journalisten ihr Handeln nicht beobachten können, für die Politik wird daraus auf Dauer ein schwerer Nachteil. Die Politik verliert das Vertrauen der Bevölkerung, die sich ohne glaubwürdige Information hilflos fühlt. Vor allem, wenn sich ein Krieg länger hinzieht.", sagte Pleitgen.
Für das Publikum sei der öffentlich-rechtliche Rundfunk durch seine nachhaltige Berichterstattung gerade in der jetzigen Krisenzeit die erste Adresse. "Wir decken mit langem Atem die Hintergründe auf", so Pleitgen, "die zu den Konflikten geführt haben. Dennoch hätten die kommerziellen Sender, insbesondere RTL, in der Krisenberichterstattung gut aufgeholt.
Große Bedeutung komme der Berichterstattung über "die Sichtweisen anderer Völker zu, um das Verhalten der Menschen außerhalb unseres Landes und außerhalb unseres Kontinents zu verstehen und in unsere Betrachtungen einzubeziehen". "Wir haben uns aber dabei der Versuchung zu entziehen", so Pleitgen, "vom mitteleuropäischen Podest aus andere Völker Mores zu lehren". Den Mitarbeitern und -Mitarbeiterinnen in der Krisenregion versprach Pleitgen "die besondere Fürsorge des WDR". Vorbildlich seien die BBC-Guidelines über die Krisen- und Kriegsberichterstattung. Um den Schutz der Medienmitarbeiterinnen und -mitarbeiter vor Ort zu verbessern, habe der WDR Kontakt mit dem Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger aufgenommen.
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