WDR Fernsehen, Freitag, 24. Mai 2002, 23.00 Uhr - ca. 2.30 Uhr /
GeschichtsNacht Kriminalität
Opfer, Täter, Emotionen - Kriminalität
gestern und heute
Mit Sabine Scholt und Andreas Ernst
Köln (ots)
Nach dem Amoklauf von Erfurt wird sie wieder geführt, die Debatte über Gewalt und Kriminalität in unserer Gesellschaft. Es ist jedoch strittig, ob moderne Gesellschaften von Kriminalität überhaupt in nennenswertem Maße bedroht sind und wenn ja, ob eher von Kriminalität oder den Folgen der Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung. Besonders in Wahlkampfzeiten muss die Politik Rücksicht nehmen auf die Gefühle der Bevölkerung. Dem Thema Angst vor Kriminalität kommt hier eine besondere Bedeutung zu, wenn Medien und Politik sich als Angstmacher gegenseitig hochschaukeln. Denn es ist statistisch erwiesen, dass nicht die Kriminalität zunimmt, sondern das Gefühl der Bedrohung, die vage Unsicherheit in einer sich immer schneller ändernden Welt. Es ist die Frage, ob z.B., wie in den USA, immer mehr Gefängnisse die Lösung sein können.
Verbrechen im Krimi dienen der Unterhaltung und ermöglichen Einblicke in die menschliche Natur, ihre Abgründe und Irrwege. Das 19. Jahrhundert kannte die Lehre vom "geborenen Verbrecher", dem man seinen kriminellen Charakter aufgrund körperlicher Merkmale schon ansehen könne. Dagegen entwickelte sich die Position, dass die soziale Umwelt entscheidend dafür sei, ob jemand zum Verbrecher wird oder nicht. Unsere heutigen Vorstellungen von Kriminalität sind geprägt von Berichten in den Massenmedien, von Filmen und Kriminalromanen, die uns das komplizierte Zusammenspiel zwischen Gesellschaft, Kultur und Persönlichkeit der Täter auf immer neue, möglichst spannende Form zu vermitteln versuchen. Besonders bei Mord und anderen Gewaltverbrechen ist unsere Aufmerksamkeit schnell geweckt.
Filmbeiträge über Kriminalitätsangst, über Ausländerkriminalität sowie über die Geschichte des Gefängnisses werden in der Sendung die Diskussion im Studio ergänzen. Die Kriminalität von Frauen wird uns beschäftigen, aber auch die Bilder, die wir uns von Tätern machen, sowie die Frage, was uns an Kriminalliteratur fasziniert, also die unterhaltenden Aspekte von Kriminalität.
Als Gäste im Studio sind eingeladen der Autor und Schauspieler Burkhard Driest, die Gerichtsreporterin des SPIEGEL Gisela Friedrichsen, Dr. Ute Ingrid Hartmann, Prof. für Kriminologie und Viktimologie, Dieter Langendörfer, Sicherheitschef bei VW und ehem. Leiter der SoKo Reemtsma und Dr. Britta Bannenberg, Priv.Doz. für Kriminologie, Strafrecht und Strafverfahrensrecht an der Uni Bielefeld. Sie hat ihre Habilitation über Korruption in Deutschland geschrieben.
anschließend ab ca. 1.00 Uhr: "Die Verrohung des Franz Blum" Regie: Reinhard Hauff, Deutschland, 1974
Franz Blum, wegen Bankraubes zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt, lernt die Regeln des Überlebens im Knast. In der Rolle des Franz Blum: Jürgen Prochnow ("Das Boot"), sein Gegenspieler ist Burkhard Driest als brutaler Schläger Kuul. Driest hatte in einem Roman seine eigene Haftzeit beschrieben und arbeitet seitdem häufig als Drehbuchautor und Schauspieler ("Tatort").
Redaktion Monika Hey
Rückfragen Veronika Nowak, WDR-Pressestelle Tel. 0221 / 220 4607
Original-Content von: WDR Westdeutscher Rundfunk, übermittelt durch news aktuell