WDR-Pressemitteilung: Pleitgen zur WTO-Ministerkonferenz - Kulturelle Vielfalt in Deklaration von Cancún aufnehmen
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Cancun/Köln (ots) Die Handelsregeln der WTO breiten sich immer wirkungsvoller über den Erdball aus. Sie folgen ausschließlich der Logik der Ökonomie und lassen unsere ökologische, soziale und kulturelle Entwicklung außer Acht. Wir fordern die Handelsminister auf, das zu ändern und eine wichtige Feststellung aus der Universellen Erklärung der Unesco von 2001 zu beherzigen: Kulturelle Vielfalt ist ein Politikziel ersten Ranges geworden, auf einer Stufe mit der Biodiversität, so der stellvertretende ARD- Vorsitzende und WDR-Intendant Fritz Pleitgen heute im mexikanischen Cancún, dem Tagungsort der 5. Ministerkonferenz der Welthandelsorganisation (WTO).
Pleitgen - zugleich Vizepräsident der Europäischen Rundfunk Union (EBU)- forderte gemeinsam mit Vertretern des Deutschen Kulturrats, der Heinrich-Böll-Stiftung und des International Network for Cultural Diversity (INCD) die Handelsminister auf, die nationalen Kulturpolitiken nicht zu gefährden. Ein hochrangig besetztes internationales Forum appellierte in der Cancún Erklärung zur kulturellen Vielfalt, die kulturelle Vielfalt zu schützen und zu fördern. Die Globalisierung vollzieht sich in vielen Bereichen - von der Kommunikation über den Handel bis zum Tourismus - ohne eine Berücksichtigung nationaler oder regionaler Besonderheiten, so Pleitgen. Dadurch entstehe starker politischer Druck auf die vielfältigen Kulturen in der Welt. Die Regeln des GATS zielen darauf ab, so Pleitgen, letztlich alle nationalen Politiken abzuschaffen, die den freien Handel beeinträchtigen können.
Liberalisierungszugeständnisse im Rahmen des GATS könnten die Kulturpolitiken und damit das kulturelle Erbe der europäischen Staaten ernsthaft gefährden. Für uns zählen audiovisuelle Dienste zum Kern unseres sozialen, politischen und kulturellen Lebens, so Pleitgen. Filme und insbesondere das Fernsehen spielen eine entscheidende Rolle im demokratischen Leben unserer Gesellschaften, deshalb dürfen sie nicht wie x-beliebige Waren behandelt und dem freien Spiel ökonomischer Kräfte überlassen werden. Wir fordern die WTO-Mitglieder auf, die Bewahrung der kulturellen Vielfalt in eine Deklaration von Cancún als Verhandlungsziel aufzunehmen.
Teilnehmer des internationalen Forums, das die WTO- Ministerkonferenz in Cancún kritisch begleitet, sind neben Fritz Pleitgen: Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich Böll Stiftung, Francois Loos, französischer Staats-minister für Außenhandel, Aiche Agne Pouye, Handelsministerin des Senegal und José F. Poblano Chávez, für die Dienstleistungsverhan-dlungen verantwortlicher mexikanischer Generaldirektor, Stephen Shrybman, INCD-Delegierter aus Kanada. Bei der WTO-Konferenz stand u.a. das Allgemeine Übereinkommen über den Handel mit Dienstleistungen (GATS) auf der Tagesordnung, wozu auch kulturelle und audiovisuelle Dienstleistungen gezählt werden.
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