Langjähriger WDR-Programmdirektor Heinz Werner Hübner gestorben // Pleitgen: Wie er Programm machte, dient uns nach wie vor als Vorbild
Köln (ots)
Köln, 28. August 2005 - Der langjährige Fernsehprogrammdirektor des Westdeutschen Rundfunk, Heinz Werner Hübner, ist heute im Alter von 84 Jahren gestorben.
WDR-Intendant Fritz Pleitgen bezeichnete Heinz Werner Hübner als den Inbegriff des klassischen öffentlichen-rechtlichen Rundfunks: Vielseitig gebildet und unbestechlich in seinem Urteil gehörte er als Autor und Programm-Manager nahezu vier Jahrzehnte zu den starken Persönlichkeiten des Radios und Fernsehens in der Bundesrepublik Deutschland. Geprägt von den Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg, den er als Soldat in aller Härte an vorderster Front vier Jahre lang erlitten hatte, blieb er als Journalist der Politik im In- und Ausland auf der Spur. Seine Analysen und Kommentare ließen es an Klarheit nie fehlen. Das brachte ihm nicht selten Anfeindungen von höchster Ebene, aber noch mehr Achtung beim Publikum ein. Heinz Werner Hübner ließ sich nie vom Zeitgeist anstecken. Journalistisches Missionarstum war ihm suspekt, er war ein Aufklärer im Sinne der britischen BBC, bei der er gelernt hatte. In akribisch zusammengetragenen Dokumentationen ließ er die dramatischen Entwicklungen und verbrecherischen Entgleisungen im 20. Jahrhundert wieder aufleben. Für die Menschen in der Bundesrepublik waren das oft bittere, ungern gehörte und gesehene Erkenntnisse.
Die Art und Weise, wie er Programm machte, kann uns nach wie vor als Vorbild dienen. Er ließ sich weder durch schmeichlerische Worte korrumpieren, noch durch heftige Interventionen einschüchtern. So setzte er die Holocaust-Serie gegen massivsten Widerstand durch, auch innerhalb der ARD. Allein damit hat er für die Bewusstseinsbildung unserer Gesellschaft einen Beitrag von unschätzbarem Wert geleistet. Hübners Zeit war geprägt von Sendungen, die Fernsehgeschichte gemacht haben, wie Das Boot und Heimat. Modischen Entwicklungen stand er skeptisch gegenüber, aber er riskierte auch etwas. So ist das große Filmkunstwerk Berlin Alexanderplatz von Rainer Werner Fassbinder ins Programm gekommen.
Heinz Werner Hübner tat sich gelegentlich mit der Art und Weise schwer, wie wir heute Programm machen. Aber er akzeptierte, dass die Zeiten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks vorbei sind und sich dadurch die Gewohnheiten des Publikums gewandelt haben. Seine Feststellungen und Ratschläge hatten deswegen nicht ihren Wert für mich verloren. Die Gespräche mit ihm werde ich sehr vermissen.
Heinz Werner Hübner wurde am 18. April 1921 in Potsdam geboren. Nach dem Kriegsende arbeitete er zunächst als freier Journalist in Hamburg und als Nachrichtenredakteur bei Radio Hamburg. Von April 1946 an war Hübner Redakteur und Leiter der Nachrichten- Hauptredaktion des NWDR. Gleichzeitig arbeitete er als Autor für die aktuellen NWDR-Sendungen "Echo des Tages" und "Umschau am Abend" . Nach der Auflösung des NWDR 1955 wechselte er nach Köln und wurde beim WDR Dienstleiter in der Nachrichten-Hauptredaktion.
1963 ging Heinz Werner Hübner zur Deutschen Welle (Ressort Außenpolitik), wo er sich an zeitgeschichtlichen Fernsehdokumentationen wie "Der Erste Weltkrieg", "Reichswehr und Wehrmacht", "1932 - ein deutsches Jahr" beteiligte.
Im Mai 1966 kehrt er als stellvertretender Leiter des WDR- Fernsehstudios Bonn zurück zum Westdeutschen Rundfunk. Zwischen 1967 und 1972 arbeitete er als stellvertretender Chefredakteur Fernsehen des WDR, wo er u.a. verantwortlich für das ARD- Auslandsmagazin "Weltspiegel" war, das er auch moderierte. Hierzu veröffentlichte Hübner das Buch Weltspiegel Die Story einer erfolgreichen Fernsehsendung. Außerdem war er Leiter der Fernseh- Programmgruppe Feature und Dokumentation. Es folgten 5 Jahre als Koordinator für Politik, Gesellschaft und Kultur in der Programmdirektion Deutsches Fernsehen der ARD (Juli 1972 bis Juli 1977). Zum 1. August 1977 trat Heinz Werner Hübner die Nachfolge Werner Höfers als Programmdirektor des WDR Fernsehens an. Im August 1985 ging er in Pension.
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