Sperrfrist 12.00 Uhr - ARD-Magazin Plusminus/WDR Hörfunk: Verkehrsministerium ignoriert Sicherheitsgrenzwert - Eisenbahnbundesamt musste Güterwaggons trotz Bedenken zulassen
Köln (ots)
Köln, 06.06.06 - Das Bundesverkehrministerium hat das Eisenbahn-Bundesamt angewiesen, eine im Auftrag der Deutschen Bahn gebaute neue Serie von Güterwaggons trotz erheblicher Sicherheitsbedenken der zuständigen Fachabteilung im Eisenbahn-Bundesamt zuzulassen. Die Waggons hatten bei Messfahrten einen sicherheitsrelevanten Grenzwert deutlich überschritten.
Das geht aus einem umfangreichen Schriftwechsel zwischen Bundesverkehrs-ministerium und der für Eisenbahnsicherheit zuständigen Behörde hervor, der der Wirtschaftsredaktion des WDR Hörfunks und ARD-[plusminus vorliegt.Danach hielten außer dem Eisenbahnbundesamt auch unabhängige Gutachter und der DIN-Ausschuss für Schienenfahrzeuge eine Zulassung dieses Wagentyps ohne Modifikation für regelwidrig und damit unzulässig. Das Ministerium verfügte dennoch, das Eisenbahnbundesamt müsse den Wagen zulassen. Die Behörde wurde angewiesen, das Ministerium "unverzüglich über die Abnahme der betreffenden Gelenkwagen zu unterrichten".
Die strittigen Güterwaggons dienen zum Containertransport im boomenden Logistikmarkt. Sie werden im Auftrag der Deutschen Bahn in Tschechien gebaut. Bei Messfahrten hatten sie einen deutlich erhöhten 'Entgleisungsquotienten'. Das bedeutet: Die Wahrscheinlichkeit einer Entgleisung ist höher, als nach den einschlägigen Normen erlaubt (z.B. UiC-Norm 518 und EU-Richtlinie 2001/16). Nach der Weisung des Bundesverkehrsministeriums darf der Güterwaggon trotzdem seit einigen Monaten in steigender Stückzahl das europäische Schienennetz befahren.
Gegenüber [plusminus betont das Eisenbahnbundesamt nunmehr, dass es eine klare gemeinsame Position der Behörde und des Ministeriums gebe, und verweist darauf, dass " diese Fahrzeuggattungen bzw. Bauarten ... als bewährt und sicher" gelten. Zitat: "Gelenktragwagen dieser Art fahren seit 30 Jahren unfallfrei." Nach [plusminus vorliegenden wurde das fragliche Modell im Jahre 2004 von der Deutschen Bahn als Neukonstruktion ausgeschrieben und es ist auch deutlich leichter als Vorgängermodelle.
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