Entertainer der Silver Generation // Harald Schmidt im WDR.de-Interview
Köln (ots)
Der Urlaub auf Föhr scheint ihm gut getan zu haben. Kurz vor Ende der Sommerpause von 'Harald Schmidt' plaudert der Late-Night-Talker im Gespräch mit WDR.de entspannt über Günter Grass und Eva Herman, den künstlerischen Wert seiner Sendung und den idealen Samstagnachmittag, über verpasste Gelegenheiten und Zukunftspläne. Online geht das Interview am Montag (21.08.06).
"Der künstlerische Wert dessen, was ich im Fernsehen bringe, beträgt ungefähr 500 Euro pro Sendung, Mehrwertsteuer inklusive. Der Rest ist sozusagen für das Vollkommen-in-der-Öffentlichkeit-Stehen, und zwar immer im Dienst des Senders, der mich gerade bezahlt, zu jeder Tages- und Nachtzeit." Der vergleichsweise günstige Tarif der Schmidt-Fernsehleistung ist nicht die einzige Überraschung, die der Entertainer für Anhänger und Kritiker bereit hält. Im Gespräch mit WDR.de, das die Schmidt-Sendung im Ersten mit einem eigenen Hochkultur-Dossier begleitet, outet sich Schmidt als Internet-Muffel, Bergsteiger und Klappentext-Leser. Er freut sich auf Günter Jauch im Ersten und wünscht sich weitere Verstärkung für die ARD: "Ich finde, dass Frank Plasberg bestens in der ARD platziert werden muss. Das ist wie bei Chelsea. Die haben auch einen Shevchenko und einen Ballack und einen Lambert."
Seine Zukunft sieht Schmidt im Fernsehen, das Thema Theater ist - mit Ausnahme des Kabaretts - für ihn erst einmal durch. Zu seiner Rolle in Becketts "Warten auf Godot" sagt er im Rückblick: "Das war ja so der kleinbürgerliche Ehrgeiz, der mich dahin getrieben hat. Durch Campinos Auftritt kommt natürlich im Rückblick das, was ich da in Bochum gemacht habe, geradezu Broadway-artig raus."
Im Fernsehen tummeln sich nach Schmidts Einschätzung viele, die ihre beste Zeit längst hinter sich haben: "Auch die übelsten Pfeifen, die der Menschheit Zeit stehlen, tauchen ja immer wieder auf. Sagen Sie mir mal einen, der in den letzten zehn Jahren endgültig verschwunden ist. Es gibt keinen. Deutschland ist, was das betrifft, einfach zu milde gestimmt. Außer, Sie treten jetzt in die Waffen-SS ein. Dann kann es passieren, dass Sie einzelne Preise zurückgeben müssen. Das zum Beispiel würde ich nicht machen. Ansonsten, wenn sie nicht gerade kleine Kinder fressen, sind Sie unkaputtbar."
Seine Zuschauer sieht Harald Schmidt, der gerade 49 Jahre alt wurde, in der "Silver Generation". "Meine Zielgruppe ist längst das Kreuzfahrtpublikum, das das Alphabet flüssig zur Verfügung hat. Das ist ja die Zukunft, Stichwort demographischer Faktor. Das Verlassen der Zielgruppe wird also wahrscheinlich der Beginn meiner wirklichen Karriere sein." Und die ist für ihn noch lange nicht zu Ende, auch wenn er sich noch unterschätzt sieht: "Ich könnte mir vorstellen, dass meine überragende Qualität für das deutsche Fernsehen erst zu meinem 80. Geburtstag entdeckt wird."
Das Interview mit Bildern und Audios ab Montag (21.08.06) auf www.wdr.de
Redaktion: Stephan Lennartz
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