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Bedeutung Medizinischer Thromboseprophylaxestrümpfe stärker würdigen
Dies forderten Ärzte auf dem Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie am 25. Oktober in Berlin

Berlin (ots)

Den Auftakt des Symposiums zur zukünftige Bedeutung von Thromboseprophylaxestrümpfen (MTPS) gestaltete Prof. Norbert Senninger, Chirurg an der Uniklinik Münster und Mitglied der Leitlinienkommission zur Thromboseprophylaxe, mit einer Übersicht über die Empfehlungen der aktuellen S3-Leitlinie zur Thromboseprophylaxe. Die in der Leitlinie enthaltene Unschärfe bezüglich des Einsatzes von Medizinischen Thromboseprophylaxestrümpfe (MTPS) sei bewusst in Kauf genommen worden. Dies geschah jedoch im Hinblick auf den Schutz der Ärzteschaft vor eventuell drohenden haftungsrechtlichen Konsequenzen. Es sei keineswegs beabsichtigt gewesen, die nach wie vor bestehende Bedeutung von MTPS in Frage zu stellen. Dass dies im Nachgang jedoch stellenweise so interpretiert wurde, sei bedauerlich und bedürfe der Klarstellung.

Die Ausführungen Sennigers wurden von Prof. Peter Kujath, Chirurg der Uniklinik Lübeck und ebenfalls Mitglied der Leitlinienkommission bestätigt und präzisiert. Die Wirkprinzipien von MTPS unterlägen physikalischen Gesetzen, und diese seien nach wie vor gültig. Eine Verengung des Lumens münde unmittelbar in einer Erhöhung des Durchflusses, daher seien MTPS geeignet die Stase als Faktor der Virchow'schen Trias wirksam auszuschalten.

MTPS seien nicht nur ein bewährtes, sondern außerdem ein vergleichsweise kostengünstiges Mittel zur Vermeidung von Thrombosen. Da sich die Kosten von MTPS gemessen an anderen Sachkosten in der Klinik als vergleichsweise vernachlässigbar darstellen, seien MTPS denkbar ungeeignet als Objekt einer Kostendiskussion. Anhand mehrerer Beispiele aus dem realen Klinikalltag schilderte Kujath die Konsequenzen für Patienten, die möglicherweise in direkter Folge eines Verzichts von MTPS an den Auswirkungen einer Embolie verstarben. Dies stünde in keiner Relation zu den geringen Kosten von MTPS, die darüber hinaus durch professionelle Aufbereitung noch weiter reduziert werden könnten, sofern dies MPG-konform geschieht.

Gleichwohl wies Kujath auf die Bedeutung des fachgerechten Umgangs mit MTPS hin, die Messung und Anpassung am Patienten entscheide über den Erfolg dieser Maßnahme. Er schloss seinen Vortrag mit dem Hinweis auf eine Untersuchung zur Qualität der am Markt befindlichen MTPS. Hier seien im Rahmen einer Untersuchung zwischen den verschiedenen Fabrikaten deutliche Unterschiede aufgetreten, die Publikation der Untersuchungsergebnisse stünde demnächst an.

Prof. Knut Kröger, Angiologe am Helios-Klinikum in Krefeld, bestätigte die Heterogenität der verschiedenen MTPS, vor allem bezüglich des von Experten geforderten graduierten Druckprofils seien erhebliche Unterschiede gemessen worden. Desweiteren kritisierte er den nachlässigen Umgang der Pharmafirmen bezüglich der Zulassungsstudien ihrer Präparate. Hier sei mangelnde Übersicht und Transparenz bezüglich der gleichzeitigen Verwendung von MTPS im Rahmen der Untersuchung solcher Präparate zu beobachten. Eine Verbesserung der Kommunikation zwischen Pharma- und Medicalunternehmen sei dringend geboten. Kröger bemängelte ebenfalls die unklare Zuweisung der Verantwortlichkeiten für MTPS in den Kliniken. Hier gäbe es für viele andere relevante Bereiche eine klare Übernahme oder Delegation von Verantwortung, nicht jedoch für MTPS.

Fazit der Experten

Die S3-Leitlinie vermag es in ihrer derzeitigen Fassung nicht die nach wie vor hohe Bedeutung der Thromboseprophylaxe mittels MTPS hinreichend darzustellen. Es wird erwartet, dass die Bedeutung der MTPS bei der im nächsten Jahr anstehenden Revision der Leitlinie entsprechend gewürdigt wird.

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