FZ: Kein Anfang vom Ende Kommentar der Fuldaer Zeitung zur Syrien-Konferenz
Fulda (ots)
Wer es schafft, den Bürgerkrieg in Syrien zu beenden, hat die ganze Welt ein Stück sicherer gemacht: Der Flüchtlingsstrom gen Europa würde versiegen, im Konflikt zwischen Putin und dem Westen gäbe es eine gefährliche Front weniger, die Terrormiliz Islamischer Staat hätte ihre neben dem Irak wichtigste Bastion verloren - und ein brutaler Diktator könnte nicht mehr hunderttausendfach seine eigenen Landsleute foltern und ermorden lassen. Also wird nach jedem Strohhalm gegriffen, um den Konflikt zu beenden, auch wenn es - wie die Wiener Syrien-Konferenz - nur ein kleines Signal der Welt ist, das zeigt, dass man nicht tatenlos zusieht.
So schmerzlich es ist, man muss nach 55 Monaten Bürgerkrieg, 250 000 Toten und Millionen Flüchtlinge konstatieren: Eine Lösung für Syrien, ein Ende des Blutvergießens ist nicht in Sicht. Wer glaubt, man würde IS, Assad und die Rebellen an einen Tisch bekommen und zu Verhandlungen zwingen können, der glaubt wahrscheinlich auch, dass die Märchen aus Tausendundeiner Nacht Erzählungen aus der realen Welt sind. Schon in der Teilnehmerliste der Syrien-Konferenz offenbart sich das Dilemma: In Wien saß keine der syrischen Kriegsparteien mit am Tisch, sondern nur ein Teil der Weltgemeinschaft, von dem wiederum ein kleiner Teil Einfluss auf die Konfliktparteien in Syrien hat. Es sei der Beginn eines diplomatischen Prozesses, hieß es. Doch ist eine diplomatische Lösung überhaupt möglich?
Militärisch, zumindest mit den bisherigen Mitteln, lässt sich bislang kaum eine Verschiebung der Gewichte ausmachen. Putins Kampfbomber helfen zwar Assad, doch treffen sie statt den IS die Rebellen, die eigentlich den IS bekämpfen. Die Folge könnte eine Stärkung der Terroristen sein. Der Westen wiederum mit seiner halbherzigen Unterstützung der Rebellen wird es nicht schaffen, Assad zum Aufgeben zu bringen - zumal das Ende des Diktators aller Wahrscheinlichkeit auch ein Zerfall des Landes wie in Libyen nach Gaddafi oder im Irak nach Saddam zur Folge hätte. Dass Bodentruppen, wie sie Friedensnobelpreisträger Obama nun schicken will, die Lage verändern, ist unwahrscheinlich - eher könnte es zu einer gefährlichen Konfrontation mit Russland kommen.
Egal, wie man es dreht und wendet: Es gibt angesichts vieler unterschiedlicher Interessen derzeit nicht mal einen kleinsten gemeinsamen Nenner, an einem Strang zu ziehen, Druck auszuüben und die Kriegsparteien zu einem Waffenstillstand zu zwingen. Für die Weltgemeinschaft ein Armutszeugnis, zumal wir alle die Folgen des Konflikts durch den Flüchtlingsmarsch nach Europa hautnah spüren. / Bernd Loskant
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