FZ: Mission impossible? Kommentar der "Fuldaer Zeitung" (Freitagausgabe) zu Merkels Besuch in Washington:
Fulda (ots)
Die Chancen stehen denkbar schlecht für die deutsche Kanzlerin, wenn sie heute in Washington auf Donald Trump trifft und die Basis für eine Lösung der schwierigen aktuellen Probleme zwischen Europa, Deutschland und den USA legen will. Der unberechenbare Egomane jenseits des Atlantiks mag keine starken Frauen, fühlt sich vom wirtschaftlichen Erfolg Deutschlands provoziert und macht sich einen Spaß daraus, seine Macht zu demonstrieren, auch wenn das sinnlos ist. Ist Angela Merkels Besuch eine Mission impossible? Immerhin hat der französische Präsident Emmanuel Macron bereits Vorarbeit geleistet und dabei manches Opfer gebracht: Küsschen, Shakehands, treuherzige Kopf-an-Kopf-Männerfotos und andere unangenehme Berührungen mit dem blondgefärbten Tollenträger musste er ertragen und lief dabei Gefahr, als Trumps Pudel abqualifiziert zu werden. Freilich hat er am Ende des dreitägigen Staatsbesuchs Tacheles geredet und sich nicht aus Europa herausdividieren lassen. Klare Kante für das Atomabkommen mit dem Iran und gegen die Strafzölle für Stahl und Aluminium waren Macrons flammendes Europa-Bekenntnis vor dem US-Kongress. Da kommt die kühle, berechnende Frau aus Deutschland dem US-Präsidenten gerade recht, um Rache zu üben für das enttäuschende Ende einer sich anbahnenden Männerfreundschaft mit dem französischen Charmeur Macron. Zur Revanche könnten die Einführung der Strafzölle am 1. Mai, die Bekräftigung einer Kündigung des Atomabkommens mit dem Iran, die Kritik an der Höhe von Deutschlands Verteidigungsausgaben und an der Ostseepipeline für russisches Gas gehören. Wird sich Merkel selbst verleugnen können als Moralistin, kann sie Abschätzigkeit vermeiden im Gespräch mit einem Mann, der keine komplizierten Zusammenhänge begreift, wird sie ihre Abneigung gegen den einfach gestrickten Macho verbergen können? Den auffällig häufigen Körperkontakt, wie bei Macron, muss die Kanzlerin nicht fürchten, sie entspricht nicht dem Traumobjekt des fragwürdigen Casanovas im Präsidentenamt. Ob sie ihn allerdings argumentativ erreichen kann, ist bei dem emotional gesteuerten Baulöwen eher fraglich. Aber auch wenn Merkel nach ihrem Kurzbesuch ohne konkrete Ergebnisse zurückkommt, wäre es schon ein Erfolg, wenn sie als Zeichen der Verbesserung des deutsch-amerikanischen Verhältnisses mit einem Handschlag verabschiedet würde. Viel wichtiger aber, wenn sie mit einer einfachen Sprache erreichen könnte, dass Trump über Sinn und Unsinn von Protektionismus, Abschottung und den Aufbau politischer Hürden nachdenkt - wenn er denn dazu fähig ist.
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