Flug in die Zukunft
Der Einstieg der Lufthansa in das Jetzeitalter
Frankfurt am Main (ots)
"Hallo Lufthansa! In der Reihe der Weltfluggesellschaften heißen wir das "neue" alte Mitglied willkommen." Das ist der Wortlaut einer am 1. April 1955 geschalteten Anzeige, mit der Pan American damals die Wiederaufnahme des Flugbetriebs der Lufthansa öffentlich begrüßte. Am 1. April steht nun das 50-jährige Jubiläum der Lufthansa an. Zu diesem Anlass möchten wir Sie bis zu diesem Datum jeweils montags und donnerstags über verschiedene Themen rund um die Geschichte und Entwicklung der Fluggesellschaft informieren.
"Am 2. März 1960, um 11:51 Uhr, schoss das riesige Flugzeug aus dem diesigen Himmel herab und setzte auf der Landepiste auf. Alles spitzte gewohnheitsmäßig die Ohren, aber man hörte zunächst kaum etwas. Erst als die Maschine auf das Hallenvorfeld rollte, begriff man, was die kopfhörerartigen grauen Dinger für eine Bedeutung haben, die das Bodenpersonal um den Hals trug: Es waren schlicht Ohrenschützer, die sich die Männer überstülpten. Und das war nötig. Die Gäste mussten sich mit eigenen Händen behelfen", so berichtete ein Reporter über die Ankunft der ersten Boeing 707 der Lufthansa in Hamburg.
Die beiden Piloten Rudolf Mayr und Werner Utter hatten die "Oskar Bravo" - so die englische Kurzbezeichnung des Flugzeugs aufgrund der letzen beiden Buchstaben im vollständigen Kennzeichen D-ABOB - über den Atlantik geflogen. Die rund 8.100 Kilometer lange Strecke bewältigten sie in für damalige Propellerzeiten fantastischen neun Stunden und 47 Minuten. Für Lufthansa war es der Einstieg in die Jet-Ära.
Werner Utter, später Chefpilot und Vorstandsmitglied, verglich damals das Gefühl beim Wechsel von der "Super Conny" auf die Boeing 707 mit den Worten: "Die Macht der Motoren und die ganzen Maße der Maschine vermitteln den Eindruck, als würde man mit wenigen leichten Handgriffen über einen Computer hinweg ein riesiges Industriewerk steuern."
In der Theorie hatte man den Sprung in das Jetzeitalter längst vollzogen. Seit dem 5. November 1956 liefen bei Lufthansa bereits die Planungsarbeiten unter der Bezeichnung "Paper Jet". "Paper-Jet" war der simulierte Flugbetrieb zwischen Frankfurt und New York: trockene Einübung auf die neue Ära, Atlantik-Überquerungen mit Düsenflugzeugen. Lufthansa wertete dabei die Leistungsdaten aus, die der seit eineinhalb Jahren fliegende Prototyp geliefert hatte. In diese theoretischen Planspiele wurden u.a. auch der Deutsche Wetterdienst und die Bundesanstalt für Flugsicherung mit einbezogen. So konnten sehr realitätsnahe Daten über viele der zu erwartenden Eigenschaften der B 707 gewonnen werden. Den Passagieren brachte das Jet-Gefühl völlig neue Eindrücke. Der ruhige, so gut wie vibrationsfreie Flug war auch leiser als bis dahin gewohnt. Die Fluggäste saßen in der First wie in der Economy Class in Sitzen, die mit rotem Stoff mit kleinem schwarzem Streifenmuster bezogen waren.
120 Fluggäste saßen in der Economy Class jeweils zu dritt in einer Reihe neben dem Mittelgang, Nichtraucher und Raucher übrigens in bunter Reihe. Das neue Wunderflugzeug beförderte doppelt so viele Passagiere wie die bis dahin größten Flugzeuge mit Kolbenmotoren. Es halbierte bei doppelter Geschwindigkeit die Reisedauer. Eine Boeing 707, so lautete die Faustregel, entsprach etwa vier Maschinen vom Typ Super Constellation.
Mit den Düsenflugzeugen verlagerte sich der Langstreckenverkehr zunehmend nach Frankfurt. Auf Grund seiner zentralen Lage entstand hier das europäische Drehkreuz für den internationalen Luftverkehr, in den 90er Jahren folgte München als zweites gleichberechtigtes Drehkreuz der Lufthansa.
Lufthansa zeigte immer wieder, dass sie die Zeichen der Zeit zu deuten wusste und reagierte: Um der wachsenden Nachfrage und der zunehmenden Bedeutung des Luftfrachtverkehrs Herr zu werden, erkannte die Unternehmensführung schnell, welche Vorteile ein düsengetriebenes Frachtflugzeug bot. Aus diesem Grund wurde mit der B 707-330C eines der damals modernsten Frachtflugzeuge in Dienst gestellt. Dieser neue Frachter war eine aus dem bewährten Passagier-Flugzeug Boeing 707 entwickelte Sonderversion, die bis zu 40 Tonnen Güter aufnehmen konnte.
Für weitere Informationen und Bildmaterial steht Ihnen die Pressestelle der Lufthansa gerne zur Verfügung. Ebenso besteht die Möglichkeit zu Gesprächen und Interviews mit Zeitzeugen.
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