Tabakwerbung - Montgomery: "Wirtschaftspolitik darf nicht vor Jugendschutz gehen"
Berlin (ots)
08.11.2016 - "Wirtschaftsinteressen dürfen nicht vor Jugendschutz gehen. Wir fordern deshalb die Abgeordneten des Deutschen Bundestages auf, den Regierungsentwurf zum Verbot von Außen- und Kinowerbung für Tabakprodukte umgehend positiv zu bescheiden." Das sagte der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery, vor der heutigen Sitzung der Unionsfraktion im Bundestag, in der unter anderem der Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Änderung des Tabakerzeugnisgesetzes diskutiert werden soll.
Offenbar aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus hatten Kritiker aus den Reihen der CDU/CSU-Fraktion den bereits im Sommer vom Bundeskabinett beschlossenen Gesetzentwurf gegen den Willen der Gesundheitspolitiker von der Tagesordnung des Bundestages genommen. Montgomery wies darauf hin, dass neben dem Leid der betroffenen Patienten auch die durch die erforderlichen Behandlungen gebundenen medizinischen Ressourcen in den Blick genommen werden müssten. "Nach gesundheitsökonomischen Berechnungen belaufen sich allein die tabakbedingten jährlichen Kosten im Gesundheitswesen auf 25 Milliarden Euro. Hinzu kommen weit über 50 Milliarden Euro, die jährlich von den Sozialversicherungssystemen durch tabakbedingte Arbeitskraftausfälle zu tragen sind", so der BÄK-Präsident. Auch und gerade Wirtschaftspolitiker sollten zur Kenntnis nehmen, dass diese Kosten in keiner Weise durch die Tabaksteuereinnahmen in Höhe von knapp 15 Milliarden Euro und die in den Wirtschaftskreislauf einfließenden Werbeausgaben der Tabakindustrie in Höhe von ca. 200 Millionen Euro pro Jahr aufgewogen werden.
Deutschland ist mittlerweile das einzige Land in Europa, in dem Plakatwerbung für Tabak noch erlaubt ist. Dabei zeigen Studien, dass Tabakwerbung gerade bei Kindern und Jugendlichen wirkt. Die Bundesärztekammer hatte mehrfach darauf hingewiesen, dass rund 80 Prozent aller Raucher vor dem 18. Lebensjahr mit dem Rauchen beginnen, was eine Tabakentwöhnung in dieser Patientengruppe deutlich erschwert.
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