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Bundesärztekammer

Arzneitherapie im Alter: Dosierungen häufig zu hoch

Berlin (ots)

Bei der Arzneitherapie im Alter sollten bestimmte
Arzneimittel nicht zur Anwendung kommen, da sie den Patienten mehr 
schaden als nützen. Entsprechende Empfehlungen will nun die 
Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) erarbeiten, 
kündigten Arzneimittelexperten heute auf einem Symposium der AkdÄ im 
Rahmen des 31. Interdisziplinären Forums der Bundesärztekammer in 
Berlin an. Risiken entstünden auch durch die falsche Dosierung der 
Medikamente: "Bei der Arzneitherapie im Alter werden häufig zu hohe 
Dosen eingesetzt, ohne dass die im Alter bei vielen Patienten 
reduzierte Nierenfunktion berücksichtigt wird oder die speziellen 
Risiken, die sich aus der - bei älteren Menschen nicht zu umgehenden 
- Verordnung mehrerer Medikamente ergeben", sagte der Klinische 
Pharmakologe und langjährige Vorsitzende der AkdÄ, Prof. Dr. Bruno 
Müller-Oerlinghausen.
Therapieleitlinien würden heute bereits für viele Krankheitsbilder
zur Verfügung stehen. Ihre Empfehlungen hätten aber meist den 
"idealen" Patienten zum Gegenstand, wie er für klinische Studien 
rekrutiert würde. "Es bedarf pharmakologischer Kompetenz und 
ärztlicher Vernunft, um vor dem Hintergrund einer bei älteren 
Patienten häufig bestehenden Multimedikation eine optimale 
Arzneitherapie sicher, wirksam und wirtschaftlich vertretbar 
durchzuführen", erklärte Müller-Oerlinghausen.
Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko der Multimorbidität. 
Bereits heute leiden 48 Prozent aller Patienten über 65 Jahren an 
wenigstens drei chronischen Erkrankungen, 21 Prozent haben fünf 
Erkrankungen und mehr. Der demographische Wandel wird diese 
Entwicklung in den nächsten Jahren verstärken. "Multimorbidität ist 
assoziiert mit einer verminderten Lebensqualität, mit körperlichen 
Einschränkungen und Behinderungen, einer hohen Inanspruchnahme des 
Gesundheitswesens, mit Multimedikation und dadurch auch mit einem 
erhöhten Risiko für unerwünschte Arzneimittelnebenwirkungen", 
erklärte Dr. Hans Harjung, niedergelassener hausärztlicher Internist 
aus Griesheim. Im Durchschnitt werde jeder gesetzlich Versicherte 
über 60 Jahren täglich mit 2,6 Arzneimitteln behandelt, Versicherte 
zwischen dem 80. und 84. Lebensjahr sogar mit täglich 3,3 
Wirkstoffen. Welche speziellen Risiken der Therapie dadurch bei 
hochbetagten Patienten entstehen, haben zwei deutsche Studien 
deutlich gemacht, über die Prof. Dr. Petra Thürmann, Direktorin des 
Philipp Klee-Instituts für Klinische Pharmakologie am Klinikum 
Wuppertal, auf dem Symposium berichtete.
Besondere Kompetenz fordert die AkdÄ für die Arzneitherapie von 
Tumorerkrankungen bei geriatrischen Patienten. Prof. Dr. Wolf-Dieter 
Ludwig, Hämatologe und internistischer Onkologe in Berlin und vor 
wenigen Wochen zum neuen Vorsitzenden der Arzneimittelkommission 
gewählt, wies darauf hin, dass präzise Informationen zu 
Patientencharakteristika und zu den meist ohnehin 
nebenwirkungsreichen Wirkstoffen in der Tumortherapie Vorbedingung 
für eine wirksame und sichere Behandlung sind. Oft seien diese 
Informationen nicht in geeigneter Form zugänglich, da ältere 
Patienten in klinischen Studien zur Tumorbehandlung nicht 
eingeschlossen würden.
Die AkdÄ ist ein wissenschaftlicher Fachausschuss der 
Bundesärztekammer mit dem Auftrag, die Organe der verfassten 
Ärzteschaft und insbesondere die hausärztlich tätige Ärzteschaft 
unabhängig und aktuell über Nutzen und Risiken von Medikamenten zu 
beraten.
www.bundesaerztekammer.de
www.akdae.de

Pressekontakt:

Pressestelle der deutschen Ärzteschaft, Tel. 030/400456-700 od.
0172-2142791

Original-Content von: Bundesärztekammer, übermittelt durch news aktuell

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