Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
Prädikat"besonders wertvoll" für Alex Garlands EX_MACHINA/Kinostart mit Prädikat auch für Jugendfilm SHANA - THE WOLF'S MUSIC und Doku STRICHE ZIEHEN.
Wiesbaden (ots)
Der junge Informatiker Caleb ist ganz aufgeregt, als er nach einem Gewinn der betriebsinternen Lotterie eine Woche Aufenthalt im abgeschiedenen Domizil des Firmenchefs Nathan verbringen soll. Nathan widmet sich in seinem eleganten und wenig einladenden Haus, das einer Festungsanlage gleicht, seinem Lebenswerk: Der Erfindung einer künstlichen Intelligenz. Nur weiß Caleb anfangs noch nicht, dass er zu Gast ist, um herauszufinden, ob diese in der Lage ist, ein Bewusstsein zu entwickeln. Was EX_MACHINA (Start: 23. April) zu einem solch "kühlen, intensiven und hochspannenden" Film und damit zu etwas Besonderem innerhalb des Science-Fiction-Genres macht, ist nach Ansicht der fünfköpfigen FBW-Jury neben dem herausragenden Spiel von Oscar Isaacs, Domnhall Gleeson und Alicia Vikander auch die "Suspense und nicht etwa der Aktionismus". Vor allem sei der Film "ein Kammerspiel mit viel Raum für intelligente Dialoge und einer sich stetig aufbauenden Dynamik in der Beziehung der Figuren." Hierfür vergab die Jury das höchste Prädikat "besonders wertvoll".
Die Liebe zum Geige spielen hat die 13-Jährige Shane von ihrer Mutter, die vor kurzem gestorben ist, geerbt. Seit dem Tod der Mutter ist die Musik das einzige, was Shana trösten kann. Erst als eine neue Lehrerin in die Stadt kommt und das große Talent Shanas erkennt, fasst auch Shana wieder Mut, sich dem Leben zu öffnen. Vor dem kulturellen Hintergrund der indigenen Völker Kanadas entspinnt sich in dem Jugendfilm SHANA - THE WOLF'S MUSIC (Start: 23. April) von Regisseur Nino Jacusso die Geschichte rund um Shana, die bereits als Roman viele Leser begeisterte. In ihrer Begründung für die Auszeichnung mit dem Prädikat "besonders wertvoll" schreibt die FBW-Expertenrunde: "Ein authentischer, sorgfältig produzierter und stilsicher inszenierter "Filmfreudenbecher" für die ganze Familie!"
Fünf Jugendliche aus der ehemaligen DDR wollen ein Zeichen setzen. Im Jahr 1986 machen sie sich auf, die Mauer auf der Ostseite mit einem weißen Strich zu "verzieren". Doch die Gruppe wird gefasst, der Anführer verhaftet, die Aktion vereitelt. Erst nach 25 Jahren stellt sich heraus, dass es einen in der Gruppe gab, der die anderen an die Stasi verriet. Der Filmemacher Gerd Kroske macht sich in seinem spannenden Dokumentarfilm STRICHE ZIEHEN (Start: 23. April) nicht nur auf die Suche nach den damaligen Rebellen. Er begegnet auch dem "Verräter", versucht seine Sicht auf die Dinge zu vermitteln. Es ist diese Ambivalenz und Vielschichtigkeit, die den Film im Besonderen auszeichnet. Ein Auszug aus dem FBW-Gutachten der Jury: "Kroske ist es aber gelungen, das heute wie damals so wichtige Thema von Schuld und Vergebung auf eindrückliche Weise ins Bild zu setzen. Der Zuschauer spürt den andauernden Balanceakt, den wohl jeder vollziehen muss, der sich ernsthaft mit Verrat und Vergebung beschäftigen will. Ein herausragendes Zeitdokument, dass sehr gut auch im Geschichtsunterricht eingesetzt werden kann." Die Jury entschied sich einstimmig für das höchste Prädikat "besonders wertvoll".
Außerdem starten: MÜLHEIM TEXAS - HELGE SCHNEIDER HIER UND DORT sowie das Drama JUDGMENT - GRENZE DER HOFFNUNG. Kommende Kinostarts mit Prädikat: TINKERBELL UND DIE LEGENDE VOM NIMMERBIEST sowie der Dokumentarfilm ARBEIT MACHT DAS LEBEN SÜSS, FAULHEIT STÄRKT DIE GLIEDER. Mehr Informationen zu aktuellen und kommenden FBW-Empfehlungen unter www.fbw-filmbewertung.com.
Prädikatsfilme vom 23. April 2015
Ex_Machina
Spielfilm, Drama, Science-Fiction. USA, Großbritannien 2014.
Caleb kann sein Glück kaum fassen: In der Firmen-Lotterie hat er den Hauptpreis gewonnen - eine Woche im Domizil des Unternehmenschefs Nathan. Nathan lebt zurückgezogen mitten in den Bergen, kaum einer weiß etwas über ihn. Als Caleb im Haus ankommt, informiert ihn Nathan über seine neuesten Entwicklungen. Er ist dabei, eine Künstliche Intelligenz in Gestalt einer Frau unter dem Namen Ava zu entwickeln. Doch dafür benötigt er Untersuchungen, Tests, Beobachtungen. Hier kommt Caleb ins Spiel. Er soll Ava begegnen, mit ihr sprechen. Denn nur so kann Nathan herausfinden, ob das von ihm erschaffene Wesen über ein Bewusstsein verfügt. Der Test beginnt. Ein Test, dessen Resultat das Leben aller verändern wird. Ob Mensch oder Maschine. Die Erschaffung einer Künstlichen Intelligenz, die Frage, ob es das Bewusstsein ist, dass den Menschen von der Maschine unterscheidet - diese existenziellen und gleichzeitig philosophischen Fragestellungen nutzt der Roman- und Drehbuchautor Alex Garland als spannenden Dreh- und Angelpunkt für sein Regie-Erstlingswerk. In einem gespenstisch und futuristisch anmutenden Setting, in dem sich die Kühle und Wärme der Materialien wie Glas, Holz, Metall und Felsen miteinander verbinden, entspinnt sich ein Kammerspiel, das von dem brillianten Drehbuch und dem kongenialen Darsteller-Trio Domnhall Gleeson, Alicia Vikander und Oscar Isaac getragen wird. Immer enger fängt die Kamera die Räume ein, in denen die Unterhaltungen Duellen ähneln. Dramaturgisch geschickt wird der Zuschauer immer wieder in die Irre und auf neue Fährten geführt, bis die Schlusspointe den Atem stocken lässt. EX_MACHINA verbindet die Philosophie der Science-Fiction mit der dichten Spannung eines Kammerspiels. Ästhetisch perfekt und raffiniert konstruiert.
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/ex_machina
Shana - The Wolf's Music
Spielfilm, Kinder-/Jugendfilm. Kanada, Schweiz 2014.
Schon immer hat Shana gerne Geige gespielt. Die Liebe zur Musik hat das 13-Jährige Mädchen von ihrer Mutter, die vor kurzem gestorben ist. Seitdem ist nichts mehr, wie es war. Ihr Vater hat angefangen zu trinken und Shana versteckt sich vor der Welt. Auch zur Schule geht sie nicht mehr. Nur die Musik ist geblieben. Denn manchmal, wenn sie sich in die Natur zurückzieht und ihre Lieder spielt, dann ist es fast so, als ob ihre Mutter wieder da wäre. Als eine neue Lehrerin in die Stadt kommt und das große Talent Shanas erkennt, möchte sie sie davon überzeugen, dieses Talent zu nutzen. Und das Leben wieder zu lieben. Vor dem kulturellen Hintergrund der indigenen Völker Kanadas entspinnt sich die Geschichte rund um Shana, die bereits als Buch viele Leser begeisterte. Regisseur Nino Jacusso gelingt es, mit seiner Verfilmung sowohl die Faszination der indianischen Kultur als auch die Magie der Musik zum Leben zu erwecken. Die Authentizität der Szenen liegt auch in der Besetzung der Figuren begründet. Denn es sind ausschließlich Mitglieder des in Kanada ansässigen alten Indianerstammes Scw'exmx, die vor der Kamera standen. Dabei ist allein die Hauptdarstellerin Sunshine O'Donovan schon eine Entdeckung. Sie verleiht der Shana eine überzeugende Mischung aus Stärke und Verletzlichkeit, die den ganzen Film über spürbar ist. Trotzig und kratzbürstig in den Auseinandersetzungen mit der Lehrerin, sanft und beseelt in den musikalischen Szenen. Mit seinen wunderschönen Bildern und seiner ruhigen atmosphärischen Stimmung entführt der Film die Zuschauer in eine Welt voller Mystik und natürlicher Schönheit. Die mitreißende Musik führt auch ungeübte Ohren in die Klänge der Indianerstämme ein und bietet nicht nur damit einen wichtigen und informativen Einblick in diese so fremde Welt. Mit seiner fesselnden und bewegenden Coming-of-age Geschichte und seinen lebensbejahender Botschaft bietet SHANA - THE WOLF'S MUSIC fesselnde Unterhaltung, die nicht nur jugendliche Kinogänger begeistern wird.
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/shana_the_wolf_s_music
Striche ziehen.
Dokumentarfilm. Deutschland 2014.
Die 1980er Jahre in Ostdeutschland. Die Menschen werden von der DDR-Regierung kontrolliert und bespitzelt. Doch einige junge Leute lehnen sich auf. Gerd Kroske porträtiert in seinem Film STRICHE ZIEHEN fünf Menschen, die sich damals mit gezielten Aktionen rebellisch gegen das repressive Staatssystem stellten. Doch sie wurden beobachtet, verfolgt und auch verraten. Von einem Vertrauten aus den eigenen Reihen. Kroske selbst hält sich zurück, lässt seine Protagonisten die Geschichte in Retrospektive beschreiben und zeigt, wie tief die Narben sitzen. Doch der Film wertet und urteilt nicht. Er zeigt die Perspektive des "Verräters" ebenso wie die der "Verratenen". Denn dass Jürgen O. seinen Bruder und seine Freunde an die Stasi verriet, sieht er bis heute als den "Kardinalfehler seines Lebens" an. Er hofft auf Vergebung, auf die Chance eines Neuanfangs. Dass der Film eben nicht gezielt auf ein solches "Happy End" aus ist und am Ende, nach einer Konfrontation der Brüder, alles offen bleibt, ist eine weitere Qualität dieses klug aufgebauten Dokumentarfilms. Fragen nach Schuld und Vergebung stehen im Zentrum der Erzählung. Kroske montiert geschickt und organisch dokumentarisches Material in die Geschichte ein, passend zu den persönlichen Erinnerungen der Protagonisten sind es meist Super 8-Filme, gedreht von ihnen selbst. Und trotz des privaten Blickwinkels, der sich unaufdringlich vermittelt, ist der Film mehr als nur die Geschichte über fünf Menschen. Er behandelt neben persönlichen Erinnerungen auch ganz allgemeine Fragestellungen wie Schuld, Vergebung und Vergangenheitsbewältigung, die themenübergreifend wichtig sind. Gerd Kroske ist ein kluges und bewegendes persönliches Porträt gelungen, das die allgemeine gesellschaftliche Situation der 1980er Jahre in der ehemaligen DDR beleuchtet. Ein Film, der die richtigen Fragen stellt und zum Nachdenken anregt.
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