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Die Deutschen empfinden nicht Deutschland als Heimat - sondern Familie und Freunde

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Hamburg (ots)

Die Deutschen verstehen unter Heimat vor allem Familie und Freunde. Kultur, Religion und Grenzen sind für ihren Heimatbegriff nicht so bedeutend. Das ist das Ergebnis der neuen Vermächtnis-Studie, die die Wochenzeitung DIE ZEIT in ihrer aktuellen Ausgabe veröffentlicht.

89 Prozent der Deutschen sagen in der Studie, dass ihnen Heimat sehr wichtig sei. Dabei denken 88 Prozent an einen Ort, an dem sie sich geborgen fühlen. 80 Prozent empfinden ihre Familie oder den Lebenspartner als Heimat, 68 Prozent Freunde und Bekannte. Für 64 Prozent ist Heimat mit Erinnerung aus Kindheit und Jugend verbunden. Überraschend: Nur 59 Prozent nennen Deutschland als Heimat, 49 Prozent nennen eine Kultur, die sie mit anderen Menschen teilen. Ganz am Ende der Liste steht eine gemeinsame Religion. Nur bei 18 Prozent der Menschen löst sie Heimatgefühle aus.

"Die Befunde der Vermächtnis-Studie zeigen in beeindruckender Weise, wie Heimat in unserer Gesellschaft gesehen wird - und dass in dem Begriff mehr Verbindendes als Trennendes steckt", sagt der Sozialforscher Jacob Steinwede vom infas-Institut, das gemeinsam mit der ZEIT und dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) die Vermächtnis-Studie durchgeführt und finanziert hat. "Heimat ist für die Menschen in Deutschland vornehmlich durch die unmittelbare soziale Umgebung, durch menschliche Beziehungen geprägt", so Steinwede. Es gehe um soziale Aspekte und die emotionale Ebene. Ganz klar zeige die Vermächtnis-Studie auch, was Heimat für die Deutschen nicht bedeute, sagt der Infas-Wissenschaftler: "Es ist keine Leitidee nationaler Identität damit verbunden."

Diese Auffassung wird auch durch weitere Ergebnisse der Studie bestätigt. So unterscheiden sich die Ansichten von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund nicht wesentlich. So gibt es etwa für die Aussage "Deutschland, mein Land" lediglich acht Prozentpunkte Unterschied. Bemerkenswert ist zudem, dass Religion auch bei Personen mit Migrationshintergrund mit 22 Prozent den geringsten Stellenwert beim Heimatverständnis hat. Die größte Differenz besteht bei der Frage, wie wichtig die Muttersprache ist. Sie ist für Personen mit Migrationshintergrund für das eigene Heimatverständnis weniger relevant.

Für die Vermächtnis-Studie wurden von Mai bis September 2018 2.070 Menschen in Deutschland in Einzelinterviews befragt. Dabei wird ein innovativer Dreisprung bei der Befragung benutzt. Bei jedem Sachverhalt wird nicht nur gefragt, wie die Befragten derzeit leben, sondern auch, wie sie gerne leben würden und was davon sie kommenden Generationen weitergeben möchten. Damit erfasst die Vermächtnis-Studie nicht nur die aktuelle Situation der Gesellschaft, sondern auch kommende Veränderungen.

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