Recherche #RechtesPhantom: Geheimes Netzwerk hinter der AfD aufgedeckt
Hamburg (ots)
Der Alternative für Deutschland (AfD) droht eine neue Berateraffäre. Der Politikberater Tom Rohrböck soll seit Gründung der AfD massiv Einfluss auf führende Politiker und die Ausrichtung der Partei genommen haben. Das berichten die Wochenzeitung DIE ZEIT, NDR und WDR.
Der Berater konnte offenbar auf ein Netzwerk von bis zu 40 Bundestagsabgeordneten der AfD zurückgreifen. Manche Partei-Funktionäre ließen sich von ihm wiederholt in Luxushotels einladen - darunter auch die AfD-Spitzenkandidatin zur Bundestagswahl Alice Weidel. Von AfD-Insidern wird Tom Rohrböck als "Strippenzieher" und "Königsmacher" bezeichnet. Obwohl er nie über einen Beratervertrag bei der AfD verfügte, hat er im Hintergrund politische Anweisungen gegeben und strategische Manöver betrieben. Auch soll der 53-Jährige wiederholt Gelder angeboten und wohl in einigen Fällen auch gezahlt haben.
Das alles geht aus Gesprächen mit hunderten Informanten in acht Ländern hervor, die Reporter der ZEIT, vom NDR und WDR in den vergangenen drei Jahren geführt haben. Viele berichteten erstmals über ihre Beteiligung an dem System. Außerdem liegen den Reportern unzählige Rechnungen, Verträge, Kreditkartenabrechnungen, Kontoauszüge, E-Mails, Fotos, Handelsregisterauszüge, Sprachnachrichten, SMS, Videos und WhatsApp-Chats vor.
Die Verbindungen des Politikberaters Tom Rohrböck reichen auch in CDU, FDP und NPD hinein. Nur in der AfD konnte er jedoch seit ihrer Gründung 2013 systematisch ein Netzwerk aufbauen, das bis zu Schlüsselpositionen der Partei reicht.
Mit Alice Weidel stand Tom Rohrböck seit ihrer ersten Bundestagskandidatur 2017 in intensivem Kontakt. Sie erhoffte sich Unterstützung für den Wahlkampf. Wiederholt ließ sich Weidel in Luxushotels einladen. Rohrböck beglich dort mindestens einmal die Rechnungen. Weidel bestätigte, mit dem Berater über zwei Jahre hinweg bis 2019 zu tun gehabt zu haben, sie habe aber "nie auf seine Ratschläge gehört".
Auch weitere Politiker lud der Berater auf seine Kosten in eines dieser Hotels ein, darunter die bayerische Landesvorsitzende der AfD, Corinna Miazga, und Damian Lohr, der spätere Chef der Jungen Alternative. Allein die Aufenthalte der drei AfD-Spitzenpolitiker kosteten 6192 Euro. Lohr und Miazga betonen, dass es sich um private Treffen gehandelt habe. Der Bundesschatzmeister der AfD, Carsten Hütter, kündigte eine interne Untersuchung an.
Tom Rohrböck hat seit über einem Jahrzehnt ein Unternehmenskonstrukt aus mehr als 30 Online-Portalen und mehr als 20 Firmen geschaffen. Die Unternehmen akquirierten Geld bei Kleinanlegern auf dem Grauen Kapitalmarkt oder über Investoren. Die Einnahmen verwendete der Berater auch für seine politischen Beratungen. Auf wiederholte Anfrage der ZEIT war Rohrböck nicht zu erreichen.
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