Otto Mühl: "Österreicher zu sein ist eine Beleidigung"
Hamburg (ots)
Kurz vor der Eröffnung einer großen Retrospektive seiner Werke im Wiener Museum für Angewandte Kunst rechnet der umstrittene österreichische Aktionskünstler und Kommune-Gründer Otto Mühl mit seiner Heimat ab. In der ZEIT sagt der 79-Jährige: "Wenn ich in Amerika wäre, wäre ich Millionär. In Österreich erlebe ich nur noch alpine Verkrüppelung: Haider, das Volkstanzen, die weißen Stutzen, die Lederhosen, das Jodeln, das wird immer nur noch schlimmer. Und der Schüssel! Das ist widerlich. Alles. Alles!! Alles!!! ... In Wien gibt's doch gar keine interessanten Leute mehr. Sind doch alle emigriert. Freud wollte auch kein Österreicher sein. Ich komme mir vor wie ein Jude. Geistiger Jude. Die Österreicher sind alle Idioten. Ein Drittel Nazi. Die Ewiggestrigen. Wirklich ein komisches Land. Ich krieg geradezu einen Ekel. Österreicher zu sein ist eine Beleidigung."
Otto Mühl, in den 60er Jahren einer der Mitbegründer des Wiener Aktionismus, hatte 1972 eine Kommune gegründet, in der freie Sexualität praktiziert wurde. 1991 wurde er wegen Drogenmissbrauch, Vergewaltigung und sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen zu sieben Jahren Haft verurteilt. Seit seiner Haftentlassung lebt er in einer Kleinkommune in Portugal. Das Urteil will der vor Gericht geständige Mühl immer noch nicht akzeptieren: "Der Anwalt hat uns geraten, alles zu gestehen. Ich bin kein Kinderschänder. Das ist doch Blödsinn. Das waren alles entwickelte Mädchen ... Mir tut es leid, dass sie alle so zerstört worden sind. Sie sind mehr Opfer der Auflösung der Kommune als Opfer der freien Sexualität." Die Kommune sei freilich an seinem Größenwahn gescheitert. Dass die Ausstellung seiner Werke umstritten ist und seine Opfer dagegen protestieren wollen, lässt den Künstler kalt: "Dass mir einer das Küchenmesser reinrammt, hätte ich nicht so gerne. Aber mit der Kunst können sie machen, was sie wollen. Ist ja versichert."
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