Alle Storys
Folgen
Keine Story von DIE ZEIT mehr verpassen.

DIE ZEIT

Maler Lüpertz klagt über fehlende deutsche Identität

Hamburg (ots)

Nach Ansicht des Malers Markus Lüpertz hat
Deutschland keine Zukunft. "Ich glaube, dass das Volk auseinander
bricht", sagt Lüpertz der ZEIT. Es gebe nichts, was es angesichts der
aktuellen Wirtschaftskrise zusammenhalten könne. "Das macht
Deutschland so unerfreulich. Es hat, trotz der aktuellen WM-Euphorie,
keine nationale Identität", so Lüpertz, der seit über 20 Jahren an
der Kunstakademie Düsseldorf lehrt und zu den wichtigsten
zeitgenössischen deutschen Künstlern gehört.
"Das Einzige, was von Schwarz-Rot-Gold übrig geblieben ist, ist
das Gelb. Die Farbe für Neid, für Aggressionen, für eine gewisse Art
von Hinterlist", so der Maler weiter. Die alte Bundesrepublik habe
Immenses geleistet, seit der Wiedervereinigung sei es jedoch, "als
wäre ein DDR-Virus eingewandert". Die Einheit habe Deutschland
zurückgeworfen und Dinge hervorgerufen, die es vorher nicht gegeben
habe, zum Beispiel Rassismus. "Wir kriegen jetzt die letzte
Abrechnung für das 'Dritte Reich'. Das konnte vor der
Wiedervereinigung nicht eingeklagt werden", sagt Lüpertz. Deutschland
habe keine Zukunft, es könne nur in Europa eine neue Heimat finden.
Auch eine spezifische deutsche Ästhetik sei "im Faschismus zerstört
worden".
Lüpertz beklagt einen Niedergang der Bildung: "Wir leiden unter
einer unheimlichen Verblödung in Deutschland." Die
Politikergeneration der heute 40- bis 50Jährigen seien Stellvertreter
ihrer Generation. "Sie haben ein erstaunlich geringes Interesse an
Bildung. Sie haben Computerbildung, sie haben ihr Fachwissen, aber es
bleibt wenig Platz für freie Geistigkeit."
Bundeskanzlerin Angela Merkel sei "eine tüchtige Frau", aber bei
ihr laufe alles über die Vernunft. "Aber genau das ist eben das
schrecklich Langweilige und Verheerende. Vernunft ist zuwenig, um das
Volk zusammenzuhalten." Ihm sei die Vorgänger-Regierung lieber
gewesen, sagt Lüpertz. "Die waren nicht nur aus der reinen Vernunft
geboren, die machten auch Fehler, hinreißende Fehler. Sie waren
leichtsinnig und begeistert von dem, was sie taten."
Das komplette ZEIT-Interview der ZEIT Nr. 26 vom 22. Juni 2006
senden wir Ihnen gerne zu.
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Elke Bunse, DIE ZEIT
Presse-und Öffentlichkeitsarbeit (Tel.: 040/3280-217, Fax:
040/3280-558, E-Mail:  bunse@zeit.de)

Original-Content von: DIE ZEIT, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: DIE ZEIT
Weitere Storys: DIE ZEIT
  • 21.06.2006 – 12:00

    Bianca Jagger fordert Kampagne gegen sexuelle Ausbeutung

    Hamburg (ots) - Die Menschenrechtlerin Bianca Jagger fordert in der ZEIT eine "weltweite Kampagne, die den Handel und die sexuelle Ausbeutung von Frauen und Kindern bekämpft". Männern müsse bewusst werden, "welche nicht wieder gut zu machende Schäden sie einer Gesellschaft und ihren Kindern und Frauen zufügen". Die Exfrau von Rockstar Mick Jagger sieht vor allem die Regierungen in der Pflicht: "Regierungen ...

  • 21.06.2006 – 11:54

    Türkeitourismus bricht ein

    Hamburg (ots) - Die Buchungen von Urlaubsreisen in die Türkei sind im laufenden Jahr nach Angaben des wichtigsten deutschen Anbieters Öger Tours deutlich eingebrochen. Der ZEIT sagt Firmengründer Vural Öger auf die Frage nach dem Ausmaß des Rückgangs: "Bei uns um acht Prozent. Aber in der Branche höre ich alle möglichen Zahlen: 20, 30, 40 Prozent." Als Hauptursache für den Einbruch nennt Öger die "schon fast hysterische Berichterstattung über das Thema ...

  • 21.06.2006 – 11:51

    SPD plant neue Steuererhöhungen für die Krankenversicherung

    Hamburg (ots) - Die SPD plant deutlich weiterreichende Vorschläge für die künftige Finanzierung des Gesundheitssystems, als bisher bekannt ist. Der Parteivorsitzende Kurt Beck will auf einen dauerhaften Steuerzuschuss von 30 bis 45 Milliarden Euro für das Gesundheitssystem drängen, mit dem die Kassenbeiträge um drei Prozentpunkte gesenkt werden sollen. Die Reform soll jetzt beschlossen, aber erst zwischen 2008 ...