Neues Deutschland: Spät gezündet
Berlin (ots)
Seit Monaten deuten alle Umfragen konstant auf eine Umkehr der politischen Kräfteverhältnisse hin: 35 bis 36 Prozent für Schwarz-Gelb, 47 bis 49 Prozent für Rot-Grün - bei der letzten Bundestagswahl sah es noch genau andersrum aus. Dem stimmungsmäßigen Absturz insbesondere der FDP und messbar auch der Union, steht ein Höhenflug der Grünen und eine spürbare Erholung der SPD gegenüber. Die LINKE scheint in ihrem letzten Wahlergebnis eingemauert zu sein, leicht rutschend sogar.
Darauf musste sie reagieren, darauf hat sie nun reagiert. Gysi, Lötzsch und Ernst wollen ihre Partei zu einem »Motor für den Politikwechsel« machen. Neu in ihrem Strategiepapier ist nicht, was dort (etwas vage) zur »Abwahl von Schwarz-Gelb auch durch ein rot-rot-grünes Regierungsbündnis« im Einzelnen steht, sondern dass dies überhaupt thematisiert wird. Seit gut einem Jahr galt die Devise, die nächste Bundestagswahl sei weit weg und es gebe »keine Koalition in der Opposition«. Damit wurde gemütlich auf die Chance verzichtet, Stichwortgeber für eine Alternative gegen Schwarz-Gelb zu sein. Man mag sagen, dass solches nun vollmundig und deplatziert klingt, SPD und Grüne kämen nach aktuellen Umfragen auch alleine aus. Doch besser, der Motor wird spät als gar nicht mehr gezündet. Es ist eine große Strecke zu bewältigen, auf der noch viel passieren kann - und einzurechnen, dass manche Genossen in der vorgelegten Betriebsanleitung vor allem die Funktionsweise der Bremse studieren.
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