neues deutschland: Menetekel Yasuní
Berlin (ots)
Ökonomie hat das Primat vor Ökologie. Dieses Grundmuster der kapitalistischen Produktionsweise sollte mit dem Modell Yasuní punktuell nach dem Motto »Es geht auch anders« durchbrochen werden. Ecuadors Regierung hatte angeboten, gegen Entschädigung auf die Ölförderung im Yasuní-Nationalpark zu verzichten, um damit dort die immense Artenvielfalt und den Lebensraum zweier indigener Völker unangetastet zu lassen. Ein Bruch mit der kapitalistischen Logik, für Profite alles in Kauf zu nehmen und die externen Kosten wie Umwelt- und Personenschäden auf die Gesellschaft überzuwälzen. Ecuadors Angebot war fair: Wir verzichten auf die Hälfte, ihr zahlt uns die Hälfte. Nach Jahren ohne verbindliche Zusagen auch nur annähernd in der geforderten Höhe von insgesamt 3,6 Milliarden US-Dollar, hat die ecuadorianische Regierung von Rafael Correa nun die Reißleine gezogen: Die Erdölförderung in Yasuní wird freigegeben. Dieses Vorgehen ist verständlich, denn die Regierung sieht sich mit einer großen sozialen Schuld gegenüber der Bevölkerung konfrontiert. Für den Abbau dieser Schuld, für die Bereitstellung von Bildung, Gesundheit und Beschäftigung wurde Correa gewählt. Ohne Einnahmen ist das nicht zu machen. Dass der Modellcharakter von Yasuní nicht in die Tat umgesetzt werden konnte, ist freilich ein Menetekel: Es zeigt, dass die Menschheit auf dem Weg in eine Post-Öl-Ära nicht vorankommt. Ohne einen Bruch mit dem Primat der Ökonomie wird der Übergang nicht zu schaffen sein.
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