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Technik-Deutschland vor dem Aufschwung

Hannover (ots)

- Wachstumserwartungen für Produktion und F&E-Ausgaben
   - Steigender Bedarf an technischen Fachkräften
   - Erhebliche Unterschiede zwischen West und Ost
Eine mittelfristige Umsatz- und Produktionssteigerung wird von
großen Teilen der deutschen Technikbranche erwartet, teilte Dr. Willi
Fuchs, VDI-Direktor, heute auf der Hannover Messe mit. Nach einer im
Auftrag des VDI vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW)
erstellten Analyse, in der 1.000 Unternehmen mit Aufgabenbereichen
für Ingenieure befragt wurden, rechnet die Hälfte aller forschenden
Unternehmen mit steigenden Ausgaben für Forschung und Entwicklung
innerhalb der nächsten beiden Jahre. Obwohl die Erwartungen im
Personalbedarf insgesamt ausgeglichen sind, befürchtet ein Viertel
der Unternehmen einen Ingenieur-Fachkräftemangel. "Die Aussagen der
Unternehmen lassen den lang ersehnten Aufschwung in Kürze erwarten.
Die mittelfristig erwartete Produktionserhöhung, die F&E-Steigerung
und der Fachkräftebedarf sprechen eine klare Sprache", so Fuchs. Die
Schere zwischen alten und neuen Bundesländern drohe aber immer weiter
auseinander zu gehen. "Trotz allen Optimismus sehen wir dringenden
Handlungsbedarf in Ostdeutschland. Aufgrund des hohen Gewichts der
Bauwirtschaft gehen dort Produktion und Beschäftigung in der
Technikbranche kontinuierlich zurück. Beschäftigungswirksame
Vergünstigungen für Wachstumsbranchen sollten hier so schnell wie
möglich umgesetzt werden", forderte Fuchs Politik und Wirtschaft zur
raschen Hilfe auf.
Deutlich positive Erwartungen für Steigerungen in Produktion und
   F&E-Ausgaben
Von den befragten Unternehmen erwarten rund 40 Prozent eine
Zunahme der Produktion in den kommenden zwei Jahren, etwa jedes
siebte einen Produktionsrückgang. Die einzige Branche, in der per
saldo mit einem Produktionsrückgang gerechnet wird, ist die
Baubranche. In Forschung und Entwicklung prognostizieren sogar 55
Prozent der forschenden Unternehmen steigende Ausgaben gegenüber fünf
Prozent, die sinkende Ausgaben erwarten. Besonders positiv sieht es
in der Information & Kommunikation (P: 58%, F&E: 54%), der
Bio-/Medizintechnik (P: 56%, F&E: 57%), Chemie/Pharma (P: 56%, F&E:
54%), im Fahrzeugbau (P: 56%, F&E: 54%) und im Maschinen-/Anlagebau
(P: 55%, F&E: 54%) aus. "Unsere Untersuchung zeigt deutlich, dass
Deutschland ein Produktionsstandort ist und von seinem Know-How lebt.
Ein Ende der Industriegesellschaft sehen wir in naher Zukunft nicht",
erläuterte Dr. Hans-Peter Klös, IW-Geschäftsführer, die Zahlen.
Ein Viertel aller Befragten sehen Ingenieur-Fachkräftemangel
Aufgrund der positiven Voraussagen sehen knapp 27 Prozent einen
steigenden Ingenieurbedarf in ihrem Unternehmen, nur sieben Prozent
erwarten weniger Ingenieureinstellungen. Aber ein gutes Viertel der
Befragten sehen heute oder in Zukunft Probleme bei der Besetzung
offener Ingenieurstellen. Etwa jedes vierte Unternehmen in den
Branchen Chemie/Pharma, Elektrotechnik, Fahrzeugbau und
Maschinen-/Anlagenbau ist heute bereits von Engpässen betroffen.
Gründe für die Engpässe seien fehlende Branchenkenntnisse bei den
Bewerbern (57%), zu hohe Lohnforderungen (24%), eine zu
theorielastige Ausbildung (22%) und fehlende Bewerber für offene
Stellen (19%). "Besonders vor dem Hintergrund des demographischen
Wandels dürfen wir den Fachkräftemangel nicht unterschätzen. Der
internationale Wettbewerb um qualifizierte Menschen ist in vollem
Gang und Deutschland muss hier attraktiver werden, um einerseits
unsere Absolventen im Inland zu halten und andererseits Spitzenkräfte
aus dem Ausland für uns zu gewinnen", mahnte Fuchs.
Wachstum und Qualifikation regional ungleich verteilt
Ein Vergleich der Entwicklung der beschäftigten Ingenieure zeigt
dramatische Veränderungen zu Ungunsten der neuen Bundesländer auf:
Zwischen 1996 und 2004 ging hier die Anzahl der angestellten
Ingenieure zwischen 23 und 35 Prozent zurück. Auch für die kommenden
Jahre ist zu erwarten, dass die Ingenieurbeschäftigung eher in den
alten Ländern wie Baden-Württemberg und Bayern zunimmt, da dort die
Branchen mit steigender Ingenieurbeschäftigung, wie Maschinenbau,
Chemie, Fahrzeugbau, I&K und Elektrotechnik, einen hohen
Beschäftigtenanteil haben. In den neuen Ländern dominieren eher die
bezogen auf den Ingenieurbedarf stagnierenden Branchen Bau und
Ernährung.
"Das Humankapital der Ingenieure ist wichtig für die
Innovationskraft und das Wirtschaftswachstum am Standort
Deutschland", betonte Klös. Trotz einer gegenüber 1996 steigenden
Ingenieurbeschäftigung, insbesondere in den südlichen Bundesländern
ist dort die Zahl der absolvierenden Ingenieure an den Hochschulen
eingebrochen. In den neuen Ländern hingegen ist sie in den letzten
Jahren erheblich gestiegen. "Die neuen Länder leisten somit trotz
sinkender Ingenieurbeschäftigung einen wichtigen Beitrag für den
Technikstandort Deutschland." Für die neuen Länder sieht Klös eine
Chance durch deren Stärke bei der Ingenieurausbildung: "Die
wachsenden Branchen treffen in den neuen Ländern an den Hochschulen
vor Ort auf eine Vielzahl gut ausgebildeter Ingenieure und sollten
diesen Vorteil bei zunehmender Knappheit an Ingenieuren für sich
nutzen können."

Pressekontakt:

Michael Schwartz
Tel.: +49 (0) 211 62 14-2 75
Telefax: +49 (0) 211 62 14-1 56
E-Mail: presse@vdi.de

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