All Stories
Follow
Subscribe to Deutsche Welthungerhilfe e.V.

Deutsche Welthungerhilfe e.V.

„Ein riesiger Bulldozer hat alles platt gemacht“ - Telefon-Interview mit Simone Pott von der Welthungerhilfe in Sri Lanka

One Audio

  • welthungerhilfe.mp3
    MP3 - 2,1 MB - 02:16
    Download

Bonn (ots)

Vier Tage nach der Flutkatastrophe in Südasien läuft
die Soforthilfe in den betroffenen Ländern rund um die Uhr. Viele
Landstriche sind noch gar nicht erreichbar; die Zahl der Opfer und
das Ausmaß der Schäden sind immer noch kaum zu ermessen. Mit am
schlimmsten von der Flutwelle getroffen wurde die Insel Sri Lanka
vor
der Südspitze Indiens. Dort bin ich jetzt verbunden mit Simone Pott
von der Task Force der Welthungerhilfe, die die Soforthilfe für die
Verletzten und Obdachlosen koordiniert. Frau Pott, Sie sind in
Vavunia im Nordosten von Sri Lanka – wie ist die Situation dort im
Moment?
Antwort 1: Es ist als wenn ein riesiger Bulldozer über Landschaften
hinweg gegangen ist und alles platt gemacht hat, was sich
dazwischen gestellt hat. Man fährt kleine Straßen, und dann von
einem Schlag auf den anderen sind Bäume umgeknickt, Palmen
umgeknickt, Häuser sind zerstört. Ich hab gestern gesehen: Boote,
die normalerweise am Strand liegen, liegen hunderte von Metern im
Landesinneren – wo sie überhaupt nicht hin gehören. Überall ist
natürlich Schlamm. Sie sehen plötzlich in einem Baum, der
vielleicht doch noch stehen geblieben ist, oben liegt ein Schuh,
also es ist völlig absurd. Große Räumfahrzeuge liegen sozusagen
umgedreht irgendwo mitten in der Landschaft. Die Wellen haben die
einfach weg geschleudert. (0:42)
Die Flut hat alles mit sich gerissen, auch viele Menschenleben;
wir hören hier in Europa vor allem immer steigende Zahlen, Sie
bekommen vor Ort sicher auch viele Einzelschicksale direkt mit...
Antwort 2: Das ist schon unglaublich. Ich war heute Morgen im
Krankenhaus, hier in Vavunia. Ich habe mit einer Frau gesprochen,
und sie wusste noch nicht, dass ihre drei Kinder tot waren. Und sie
sagte: „Die Flut kam, mein Mann war einkaufen, dann bin ich
ohnmächtig geworden, und ich bin hier wieder aufgewacht.“ Und sie
sagt: „Ich höre immer, dass mein kleines Kind sagt: ‚Ich möchte was
trinken.’“ Und sie wusste noch nicht, dass ihre drei Kinder ums
Leben gekommen sind, und der Mann konnte sich retten, eben weil er
durch Zufall einfach einkaufen war, weg war. Und er stand an diesem
Bett und sagte immer nur: „Ich kann’s ihr nicht sagen. Ich weiß
nicht, wie ich ihr sagen soll, dass unsere Kinder tot sind.“ (0:36)
Aus Furcht vor Seuchen werden ja viele der Toten so schnell wie
möglich in Massengräbern beerdigt – hat denn vor Ort überhaupt
jemand
einen Überblick darüber, wie viele Menschen wo gestorben sind?
Antwort 3: Was man jetzt macht, hat mir heute ein Arzt bestätigt:
man versucht wenigstens die Toten zu fotografieren, also die
Gesichter zu fotografieren, um nachher einfach Menschen
identifizieren zu können, wenn Angehörige irgendwo hin kommen und
sagen: „Wo ist mein Bruder, meine Mutter, meine Schwester?“ Dann
kann man wenigstens anhand der Bilder Menschen noch identifizieren.
(0:20)
Die Überlebenden der Flutkatastrophe sind ja größtenteils
obdachlos geworden; Zehntausende Menschen haben alles verloren, was
ihr Leben ausgemacht hat – wie können Sie von der Welthungerhilfe
diesen Menschen jetzt akut helfen?
Antwort 4: Diese Menschen sind im Moment in so genannten
Notunterkünften untergebracht, das heißt das sind manchmal noch
Tempel, die stehen geblieben sind, kleine Kirchen ein bisschen
außerhalb, Schulen... Diese Menschen versorgen wir gerade mit dem
Nötigsten, das heißt Nahrungsmittel, Trinkwasser, Kleidung, Decken,
Matten, auf denen die Menschen schlafen können. Hier im Büro neben
mir ist gerade ein Chaos, wir sind gerade dabei, mehrere Lkw wieder
in Ganz zu setzen, die heute noch an die Küste fahren sollen, um
dort Nothilfe zu leisten. (0:34)
Simone Pott von der Welthungerhilfe, am Telefon aus Vavunia im
Nordosten von Sri Lanka, vielen Dank und alles Gute. Wenn Sie für
die
Arbeit vor Ort spenden möchten: das Spendenkonto der Welthungerhilfe
hat die Konto-Nummer 1115 bei der Sparkasse Bonn. Oder Sie können
auch online spenden unter www.welthungerhilfe.de.
ACHTUNG REDAKTIONEN
Unter www.all4radio.de finden Sie noch ein weiteres Interview 
mit Simone Pott (Wie gehen die Helfer mit dem Einsatz um?) sowie 
ein O-Ton-Paket von Dr. Hans-Joachim Preuß, dem Generalsekretär der 
Welthungerhilfe.
   Klicken Sie einfach auf "Download" und geben Sie Ihren 
Sendernamen und das Passwort "audio" ein.
Die O-Töne sind honorarfrei zur Verwendung. Wir bitten jedoch 
um einen Hinweis, wie Sie den Beitrag eingesetzt haben 
an  desk@newsaktuell.de.
Welthungerhilfe, Marion Aberle, 0228 2288 114
Welthungerhilfe, Presse-Handy, 0172 2525962
all4radio, Wolfgang Sigloch, 0711 3277759 0

Original content of: Deutsche Welthungerhilfe e.V., transmitted by news aktuell

More stories: Deutsche Welthungerhilfe e.V.
More stories: Deutsche Welthungerhilfe e.V.
  • 30.12.2004 – 11:00

    Welthungerhilfe erhöht Hilfe für Seebebenopfer

    Bonn, 30.12.2004 / Die Deutsche Welthungerhilfe hat die Unterstützung für die Opfer des Seebebens in Südostasiens auf eine Million Euro erhöht. Die Organisation unterstützt derzeit rund 70.000 Menschen in Sri Lanka, Südindien und Thailand. Im Norden Sri Lankas verteilen Mitarbeiter der Welthungerhilfe in Zusammenarbeit mit der einheimischen Partnerorganisation Sewa Lanka Reis, Linsen, Trinkwasser, Decken und ...

  • 29.12.2004 – 10:42

    Welthungerhilfe ruft Fernsehanstalten zu gemeinsamer Aktion auf

    Bonn (ots) - Bonn, 29.12.2004 / Ingeborg Schäuble, Vorsitzende der Deutschen Welthungerhilfe, hat die öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehsender in Deutschland aufgerufen, rasch eine gemeinsame große Benefizsendung zugunsten der Opfer des Erdbebens in Asien ins Programm zu nehmen. „Ich bin fest davon überzeugt, dass sich die besten Moderatoren und die ...

  • 28.12.2004 – 16:05

    Welthungerhilfe: Reis statt Böller – für Erdbebenopfer in Südostasien

    Bonn (ots) - 28.12.2004 / Die Deutsche Welthungerhilfe hat unter dem Motto „Reis statt Böller“ zu Spenden für die Flutopfer in Südostasien aufgerufen. „Viele Menschen dort haben nach der dramatischen Naturkatastrophe alles verloren. Angesichts der großen Tragödie in Südasien werden wir in unserer Familie zu Silvester auf die Feuerwerkskörper verzichten ...