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Marschewski: Bundestagspräsident Thierse vergreift sich beim „Zentrum gegen Vertreibungen“ im Ton

Berlin (ots)

Zu den Aussagen von Bundestagspräsident Thierse
über das geplante „Zentrum gegen Vertreibungen“ und die
Heimatvertriebenen erklärt der Vorsitzende der Arbeitgruppe
„Vertriebene und Flüchtlinge“ der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Erwin
Marschewski MdB:
Bundestagspräsident Thierse liegt mit seiner Kritik an dem von CDU
und CSU unterstützten „Zentrum gegen Vertreibungen“ in Berlin völlig
neben der Sache und hat sich zudem gegenüber den Opfern der
Vertreibung im Ton vergriffen.
Seit vielen Jahren sind die Heimatvertriebenen und ihre Verbände
um Verständigung bemüht und führen einen auf Ausgleich angelegten
Dialog mit unseren östlichen Nachbarn. Sie als „Berufsvertriebene“
abzuqualifizieren ist eine Unverschämtheit.
Völlig fehl geht auch Thierses Bemerkung, mit dem „Zentrum gegen
Vertreibungen“ verbinde sich die Absicht, „ein Gedenken gegen das
andere auszuspielen“.
Das Ziel eines „Zentrums gegen Vertreibungen“ in Berlin ist es,
die Vertreibungen in Europa im 20. Jahrhundert in einem europäischen
Kontext aufzuarbeiten und Vertreibungen weltweit in Gegenwart und
Zukunft zu ächten. Daher wird es auch von zahlreichen namhaften
Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland unterstützt, darunter der
Publizist Dr. Ralph Giordano, der Leiter des Moses Mendelssohn
Zentrums, Prof. Dr. Julius Schoeps, der Literaturnobelpreisträger
Imre Kertesz, der Journalist Dr. Peter Scholl-Latour und Prof. Dr.
Peter Glotz.
Ein solches Zentrum in Berlin wird einen wichtigen Beitrag zur
Aufarbeitung der gemeinsamen Geschichte und zur Aussöhnung mit
unseren östlichen Nachbarn leisten.
In Bezug auf das von Rot-Grün geplante „Europäische Netzwerk für
Erinnerung und Zukunft“ zeigt sich Thierse zudem schlecht informiert:
  • So haben sich wichtige Partner in Europa, darunter die Tschechische Republik und Österreich, längst von diesem Projekt verabschiedet.
  • Auch entspricht das „Europäische Netzwerk für Erinnerung und Solidarität“ bei weitem nicht den vom Bundestag beschlossenen Inhalten für ein „europäisch ausgerichtetes Zentrum gegen Vertreibungen“.
Fragwürdig ist die Aussage des Bundestagspräsidenten, in Polen
gehe man mit der Aufarbeitung der Vertreibungsgeschichte
„realistischer um als die deutschen Vertriebenenfunktionäre“.
Dabei soll überhaupt nicht bestritten werden, dass viele Menschen
in Polen sich um die Aufarbeitung der gemeinsamen Geschichte bemühen.
Wahr ist aber auch, dass gerade von politischer Seite die Vertreibung
der Deutschen immer wieder geleugnet wird. So wurde mir in einem
Gespräch mit dem Außenpolitischen Ausschuss in Warschau von
Abgeordneten des Sejm entgegengehalten, die Deutschen seien nicht
vertrieben worden, sondern freiwillig gegangen.
Es würde dem Bundestagspräsidenten als dem „zweiten Mann in
unserem Staat“ gut anstehen, wenn er sich künftig differenzierter mit
den Anliegen der Opfer der Vertreibung auseinandersetzte.
CDU/CSU - Bundestagsfraktion
Pressestelle
Telefon: (030) 227-52360
Fax: (030) 227-56660
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