Frankfurter Rundschau: Kommentar zur Geburt des königlichen Babys in Großbritannien
Frankfurt (ots)
Der Anspruch auf die Würde des Staatsoberhauptes allein durch die Geburt ragt in unsere Zeit als Überbleibsel einer gesellschaftlichen Urzeit. Einer Zeit, in der die Menschen nur selten nach Können und Verdienst, sondern vor allem nach Herkunft und Geburt beurteilt wurden. Aus einer Zeit, als nicht nur Königskinder, sondern auch Bauernkinder und Bettlerkinder und Anwaltskinder und Handwerkerkinder allesamt vor einer ganz gewissen Zukunft standen. Freilich haben nach 1789 die Denker und gerade auch die bürgerlichen Staatenlenker blitzschnell verstanden, dass dem Begriff der Gleichheit einige gesellschaftliche Sprengkraft innewohnt. Deswegen ist von diesem schönen Ideal menschlichen Miteinanders oft nur in, nun ja, abgeschwächter Form die Rede (Gleichheit vor dem Gesetz etwa, heißt es in unserem Grundgesetz) - ein paar erstrebenswerte Ziele sollen der Menschheit schließlich für die kommenden Jahrhunderte bleiben. Dennoch, zurück in die Gegenwart, ist es schon starker Tobak, wenn ein Knabe geboren wird, der unweigerlich dereinst König und Staatsoberhaupt wird, wenn er denn lange genug lebt. Man denke nur, vor dem Bundestag in Berlin schösse ein bunt uniformierter Haufen 41 Schüsse Salut, während vor dem Roten Rathaus eine konkurrierende Truppe mit 62 Böllerschüssen die Geburt der künftigen Bundespräsidentin begrüßte. Da haben wir es schon besser als die Briten, allemal. Und wenn der kleine Prinz noch so süß ist.
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