Land vs Stadt?: VolkswagenStiftung fördert Forschungsprojekt der Uni Kassel
Pressemitteilung
Internationales Forschungsprojekt: Was ist eigentlich „Land“?
Was genau meinen wir, wenn wir von „Land“ sprechen und ist „Land“ automatisch das Gegenstück zur „Stadt“? Oder wurde unser Verständnis von „Land“ nicht vielmehr konstruiert, geformt und politisch organisiert? Mit diesen Fragen befasst sich das neue Forschungsprojekt „Making Land in the Age of Urbanization“ an der Universität Kassel. Gefördert wird das auf 18 Monate angelegte Vorhaben von der VolkswagenStiftung mit 400.000 Euro.
Im Zentrum des Projekts steht die Entwicklung einer interdisziplinären Methodik zur Analyse von „Land“ zwischen Urbanisierung, Arbeitspolitik und Umweltmanagement sowie an den Schnittstellen von Geistes-, Planungs- und Gesellschaftswissenschaften. Dabei wird das Forschungsteam um Prof. Dr. Alla Vronskaya und Dr. Megan Eardley (beide Universität Kassel) sowie Prof. Dr. Ateya Khorakiwala (Columbia University, New York) ein breites Spektrum an Quellen auswerten. Diese reichen von Verwaltungsakten, Besitzdokumenten, Landnutzungsplänen, forst- und agrarwissenschaftlichen Veröffentlichungen, Siedlungsplänen bis zu visuellen Darstellungen von „Land“ in den Medien. So soll ein differenziertes Verständnis von „Land“ als historisch und materiell konstruiertem Raum entstehen und aufgezeigt werden, wie dieses Wissen zu gerechteren und nachhaltigeren Landpolitiken und -praktiken beitragen kann.
Die Forscherinnen hinterfragen die im 19. Jahrhundert verbreitete Vorstellung von „Land“ als Gegenpol zur modernen Stadt. Stattdessen wird „Land“ als ein historisch und materiell geformter Raum verstanden, geprägt durch Planungs-, Verwaltungs- und Wissenssysteme. Konkret rücken zum Beispiel landwirtschaftlich genutzte Flächen mit Bewässerungssystemen, Bergbau- und Abbaugebiete, forstwirtschaftlich bewirtschaftete Wälder oder Torfmoore in den Fokus - ebenso wie die daraus hervorgegangenen Siedlungsformen und Infrastrukturen, erläutern die Forscherinnen. Dabei verstehen sie „Land“ nicht nur als räumliche, sondern auch als politisch und wirtschaftlich geprägte Kategorie innerhalb globaler Verflechtungen. Anstelle klassischer Gegensätze wie „globaler Norden und Süden“ oder „West- und Ostblock“ rücken sie die Regionen als gemeinsame Schöpfer moderner Organisationstechniken in den Mittelpunkt. Theoretische Impulse stammen aus afroamerikanischen Studien, der Siedlungskolonialforschung sowie der Analyse internationaler Entwicklungsprogramme. Das Forschungsvorhaben stärkt den internationalen Austausch zwischen Wissenschaft, Praxis und zivilgesellschaftlichen Akteurinnen und Akteuren - mit dem Anspruch, neue Perspektiven auf Landnutzung und -politik zu eröffnen.
Das Projekt ist Teil der von der VolkswagenStiftung geförderten Initiative „Aufbruch – Neue Forschungsräume für die Geistes- und Kulturwissenschaften“, die Vorhaben mit hohem Innovationspotenzial unterstützt.
Kontakt
Prof. Dr. Alla Vronskaya
Fachgebiet Geschichte und Theorie der Architektur
Telefon 0561-8047229
E-Mail: vronskaya@uni-kassel.de
Megan Eardley
Lehrbeauftragte im Fachgebiet Geschichte und Theorie der Architektur
Universität Kassel
E-Mail: eardley@kth.se
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Sebastian Mense Universität Kassel Stabsstelle Kommunikation und Marketing Tel.: +49 561 804-1961 E-Mail: presse@uni-kassel.de www.uni-kassel.de
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