Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) Nordwest e.V.
Immer wieder Opfer von Gewalt: Frauen in Deutschland und auf der ganzen Welt
Ein Dokument
+++ Pressemitteilung +++
Unterm Brennglas: Gewalt gegen Frauen
Aufruf zum Internationalen Aktionstag
Hannover, 25.11.2020
Gewalt gegen Frauen ist eine auf der ganzen Welt und auch in Europa verbreitete Menschenrechtsverletzung. Laut Bundeskriminalamt gab es 2019 wieder eine Steigerung bei häuslicher Gewalt mit mehr als 141.000 Opfern, 81 Prozent davon Frauen. Die Liste der möglichen Delikte ist lang und reicht von Stalking, Bedrohung, sexuellen Übergriffen, Körperverletzung, Vergewaltigung, Freiheitsberaubung bis hin zu Mord und Totschlag. Bei Vergewaltigung und sexueller Nötigung in Partnerschaften sind die Opfer zu mehr als 98 Prozent weiblich, bei Stalking und Bedrohung sind es 89 Prozent. Laut (inter-)nationalen Studien ist jede dritte Frau mindestens einmal im Leben von physischer oder sexualisierter Gewalt betroffen. Diese Zahlen sprechen für sich und dafür, sie am Internationalen Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen, dem 25. November, wieder einmal ins Licht zu rücken.
"Das tun auch wir als Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe mit aller Dringlichkeit und großem Nachdruck", sagt Swantje Seismann-Petersen, stellvertretende Vorsitzende des DBfK Nordwest e.V. "Denn beruflich Pflegende sind mehrfach betroffen. Sie sind zu rund 80 Prozent weiblich und damit in der Hauptrisikogruppe für häusliche Gewalt. Sie sind aber auch beruflich häufig Opfer von Gewalt - insbesondere in Form von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz. Davon sind laut Schätzungen etwa ein Viertel der Pflegenden weltweit regelmäßig betroffen. Und sie sind in einer Schlüsselrolle, wenn es um das Erkennen von Gewaltanwendung und deren Folgen geht - etwa bei ihren Patientinnen oder Bewohnerinnen."
Das Thema Gewalt gegen Frauen dürfte in diesem Jahr noch brisanter werden. Mit der Pandemie bedingten Schließung von Gaststätten, Freizeit- und Kultureinrichtungen und durch vermehrte Kurzarbeit und Home-Office verbringen Familien mehr Zeit auf engem Raum miteinander. Das führt auch zu mehr Situationen mit Krisenpotenzial. So wurden während des ersten Teil-Lockdowns mehr Anrufe in Beratungsstellen und Frauenhäusern registriert. In keiner Weise erfasst ist dabei das Dunkelfeld, dass gerade bei diesem sehr angst- und schambesetzten Thema erschreckend weit sein dürfte. Für den DBfK ist deshalb stetige Aufklärung und Aufforderung zum Handeln besonders wichtig. Dazu gehören präventive Maßnahmen des Arbeitgebers zum Arbeitsschutz ebenso wie eine angstfreie Atmosphäre, in der Pflegende auf Beobachtungen oder Erfahrungen von Gewalt aufmerksam machen können. Dazu gehört aber auch eine überfällige Anpassung im Strafgesetz (§§ 113-115 StGB), damit Pflegende endlich gleichgestellt werden mit anderen Hilfeleistenden wie jenen aus Feuerwehr, Katastrophenschutz und Rettungsdienst, so dass Tätlichkeiten gegen sie strafbar sind - eine Forderung, die der DBfK schon 2018 öffentlich gemacht hat.
"Was wir auch machen: zum Themenkomplex sexuelle Belästigung und Mobbing in der Pflege schulen. In diesem Herbst haben wir ein virtuelles Seminar in unser Bildungsprogramm aufgenommen," betont Seismann-Petersen. "Ganz aktuell haben wir die Arbeitsgemeinschaft 'Frauen in Pflegeberufen und Feminismus' gegründet, die sich unter anderem auch damit beschäftigen wird. Und wir rufen Pflegende gerade an diesem Tag noch einmal verstärkt auf: Achtet auf euch und aufeinander. Schaut genau hin. Überwindet Scham und Angst, macht euch stark. Holt euch Hilfe und lasst euch beraten. Nur gemeinsam können wir dafür sorgen, dass der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen irgendwann an Bedeutung verliert."
Beratung gibt es nicht nur beim DBfK, sondern auch bei bundesweiten spezialisierten Unterstützungsangeboten wie z.B.:
- Das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen ( https://www.hilfetelefon.de/),
- der Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe ( https://www.frauen-gegen-gewalt.de/de/) oder
- S.I.G.N.A.L. e. V. - Intervention im Gesundheitsbereich gegen häusliche und sexualisierte Gewalt ( https://www.signal-intervention.de/?link=butt0).
Mit freundlichen Grüßen
Katharina von Croy M.A. | Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) Nordwest e.V. Geschäftsstelle | Bödekerstr. 56 | D-30161 Hannover Regionalvertretung Nord | Am Hochkamp 14 | D-23611 Bad Schwartau Regionalvertretung West | Beethovenstraße 32 | D-45128 Essen Telefon +49 511 696844-136 | Mobil +151 42228489 | nordwest@dbfk.de www.dbfk.de
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