DB MOBIL Europa-Ausgabe. Im Titelinterview kritisiert Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: "Wir haben uns leider angewöhnt, alles, was nicht gut läuft, auf 'Europa' zu schieben."
Hamburg (ots)
Anlässlich der Europawahl in einem Monat stellt DB MOBIL nicht Deutschland, sondern die Europäische Union in den Mittelpunkt der diesjährigen Maiausgabe. Im Heft, das am 26. April 2019 erscheint, spricht Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ausführlich über die gegenwärtige Situation Europas.
Vor dem Hintergrund nationalistischer Tendenzen in vielen europäischen Ländern zeigt er sich im Interview mit dem Kundenmagazin der Deutschen Bahn besorgt. Steinmeier fordert mehr Leidenschaft für Europa und appelliert an Regierungen und die Bürger Europas, sich nicht immer nur zu beschweren: "Wir haben uns in den europäischen Mitgliedstaaten leider angewöhnt, Erfolge als Erfolge nationaler Politik zu feiern und alles, was nicht gut läuft, auf 'Europa' zu schieben."
Bei genauerer Betrachtung sei das oft nicht wahr oder jedenfalls unvollständig: "60 Prozent, in manchen Branchen 80 Prozent der hier produzierten Waren gehen in unsere europäischen Nachbarländer. Das ist Europa. Stattdessen werden an jedem Stammtisch, wenn es um Europa geht, der Krümmungsgrad der Gurke oder die Energiesparlampe thematisiert. Viele Bürger machen sich darüber lustig. Dabei werden die Beschlüsse in der Regel nicht in Brüssel geboren, sondern sie stammen aus einzelnen Mitgliedstaaten, und in dem einen oder anderen Fall dürften wir Deutsche auch dafür verantwortlich sein." Diese Mitgliedstaaten hätten für ihre Ideen Bündnisse auf europäischer Ebene gesucht und sie so durchgesetzt, so der 63-Jährige weiter, "gescholten wird anschließend häufig die EU."
Gleichzeitig lehnt Steinmeier, der seit zwei Jahren Bundespräsident ist, im Interview auch das Ansinnen jener ab, die eines Tages in einem europäischen Bundesstaat leben möchten. Zwar sei die EU weit mehr als ein Zusammenschluss von Staaten. "Die allermeisten Menschen träumen nicht davon, die Nationalstaaten völlig aufzulösen. Vielmehr haben wir in den vergangenen Jahrzehnten gelernt, dass der Nationalstaat und die Regionen innerhalb eines Staates den Menschen Gewissheiten geben, die sie nicht preisgeben wollen. Das Leben in einem überschaubaren Raum, in dem man sich auskennt, in dem man sich sein eigenes Urteil über die Dinge um einen herum bildet, in dem man dieselbe Sprache spricht, macht Identität und Heimat aus. Und das möchten die allermeisten Menschen bewahren."
Das grenzenlose Reisen ist für Frank-Walter Steinmeier eine der größten Errungenschaften der EU. Seine Tochter sei schon im Alter von 16 Jahren mit dem Zug in alle Hauptstädte gefahren. Aus seiner eigenen Jugend erinnert er sich dagegen an Schlagbäume, stundenlanges Warten und Ausräumen des vollgepackten Kofferraums zur Kontrolle an den Grenzen. ".Trotzdem gehörte der Roadtrip durch Frankreich - natürlich in einer 'Ente' - zu meinen schönsten Erfahrungen."
Gedanken macht sich Steinmeier um ein Ende der Europäischen Union: "Ich bin überzeugt: Nichts würde einfacher. Erstens wäre am Tisch derer, die die Welt bewegen, kein Platz mehr für uns. Zweitens würde das Gegeneinander in Europa wieder spürbar, Machtpolitik und das Recht des Stärkeren würden den Alltag bestimmen."
Bei Interesse am vollständigen Interview und an der Europaausgabe von DB MOBIL wenden Sie sich bitte an Katja Heer, Telefon 040/3703-5362, heer.katja@territory.de.
Verwendung des Cover-Bildes nur bis zum 30.05.2019 unter Angabe von "Sergio Membrillas exklusiv für DB MOBIL".
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