Deutsche Psychotherapeuten Vereinigung e.V. (DPtV)
Zentralregister löst keine Probleme, aber schafft neue
DPtV: Vermeidung von Gewalt durch Prävention und frühe Unterstützung
Berlin, 15. Januar 2025 – „Ein Zentralregister mit psychisch Erkrankten löst keine Probleme, sondern schafft neue. Statt stigmatisierender Register, die auf Verdacht und Unsicherheit basieren, brauchen wir individualisierte Risikoanalysen und frühzeitige Interventionen. Kriseninterventionsteams, Therapie und soziale Begleitung können dazu beitragen Eskalationen zu verhindern“, fordert Gebhard Hentschel, Bundesvorsitzender der Deutschen PsychotherapeutenVereinigung (DPtV). Nach dem Attentat von Magdeburg im Dezember 2024 gibt es wiederholt die Forderung, Menschen mit psychischen Störungen zentral zu erfassen. „Vulnerable Gruppen haben ein erhöhtes Risiko für psychische Krisen, aber gleichzeitig wenig Zugang zu Hilfsangeboten. Prävention beginnt nicht mit der Erfassung in einer Datenbank – sondern mit frühzeitiger Diagnostik, therapeutischer und sozialer Begleitung, die stabilisieren kann, bevor es zur Eskalation kommt.“
Psychisch Erkrankte nicht gewalttätiger als Durchschnitt
„Es gibt keine Belege, dass Einträge in Polizeidatenbanken Gewalt verhindern. Die Fehlerquote ist potenziell hoch, viele Einträge basieren auf Einzelsituationen oder subjektiven Einschätzungen. Oft fehlen fundierte Diagnosen oder Risikobewertungen“, betont Elisabeth Dallüge aus dem DPtV-Bundesvorstand. „Einträge wie ,psychisch krank‘ verstärken gesellschaftliche Vorurteile, obwohl die Mehrheit psychisch erkrankter Menschen kein erhöhtes Gewaltpotenzial aufweist. Ob jemand gewalttätig wird oder nicht, hängt von verschiedenen statischen und dynamischen Einflüssen ab – nicht nur von einem isolierten Faktor.“ Ein zentrales Register könnte zudem Betroffene davon abhalten, Hilfe zu suchen – aus Angst vor Stigmatisierung. Das Schutzbedürfnis der Bevölkerung ist berechtigt. Doch der Ruf nach zentralen Registern basiert auf einem Wunsch nach Kontrolle, der auf falschen Annahmen beruht, während tatsächliche Risikofaktoren oft unbeachtet bleiben.
Polizei wünscht sich Schulung
„Die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Polizei, Sozialdiensten und Gesundheitsbehörden ist effektiver als Datenspeicherung. Außerdem wünscht sich die Polizei mehr Unterstützung im Umgang mit psychisch Erkrankten. In einer Studie mit 1800 Polizeibediensteten forderte mehr als die Hälfte gezielte Fortbildungsangebote“, berichtet Dallüge. „Diese Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, Deeskalationstechniken und interprofessionelle Zusammenarbeit stärker in die Polizeiausbildung zu integrieren.“
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