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Deutsche Umwelthilfe e.V.

Energiewirtschaft vor der Systementscheidung

Berlin (ots)

Gemeinsame Pressemitteilung
Vertreter des Bundesverbands Erneuerbare Energie, der Deutschen 
Umwelthilfe, des Verbraucherzentraler Bundesverband und des 
Ökoenergiehändlers LichtBlick weisen Festhalten des Branchenverbandes
BDEW an hergebrachtem Energiesystem auf Basis von Atom- und 
Kohlekraftwerken zurück - BDEW Eckpunkte "Zukunftsenergie 2020" 
ignorieren vollständig bevorstehenden Systemwechsel - die 
versprochene "weitgehend CO2-neutrale Stromerzeugung 2050" bleibt so 
eine Illusion
Ein ernsthaft in die Zukunft gerichtetes Energiekonzept, das 
dauerhaft Klimaschutz, Versorgungssicherheit und bezahlbare Preise in
Einklang bringt, haben Umwelt- und Verbraucherschützer, neue 
Wettbewerber im Energiemarkt und die Erneuerbare-Energien-Branche 
anlässlich einer gemeinsamen Pressekonferenz in Berlin gefordert. 
Vertreter der Deutschen Umwelthilfe (DUH), des Bundesverbands 
Erneuerbare Energie (BEE), der Verbraucherzentrale Bundesverband 
(vzbv) und des Hamburger Ökoenergiehändlers LichtBlick kritisierten 
zu gleich das heute vom Bundesverband der Energie- und 
Wasserwirtschaft (BDEW) vorgestellte energiepolitische 
Eckpunktepapier "Zukunftsenergie 2020" "phantasielos, 
strukturkonservativ und weder der Klima- noch der Wirtschaftskrise 
angemessen".
"Beim BDEW ist das krampfhafte Bemühen erkennbar, die von der 
Mehrheit der Gesellschaft mit großen Hoffnungen begleiteten Branchen 
der Energiewende zu umarmen und sie gleichzeitig auf ein 
Nischendasein zu begrenzen", sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer 
Baake. Wer heute der Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken und dem
Neubau weiterer Kohlekraftwerke das Wort rede, habe weder die 
Grundsätzlichkeit des bevorstehenden Systemwechsels in der 
Energiewirtschaft verstanden noch die Dramatik des Klimawandels. Der 
Bau neuer Kohlekraftwerke vergrößert die Klimahypothek statt sie 
abzutragen. Baake erinnerte daran, dass ein Nebeneinander von 
Atomkraft und Erneuerbaren Energien bei weiterem Zubau großer Wind- 
und Sonnenenergiekapazitäten auch jenseits der Frage der ungelösten 
Risiken der Atomenergie nicht möglich sei. Weil alle 
Bundestagsparteien in ihren aktuellen Wahlprogrammen einen 
Stromanteil der Erneuerbaren von 35 oder mehr Prozent bis 2020 
forderten und danach den weiteren Ausbau wünschten, müsse der 
verbleibende Kraftwerkspark in der Lage sein, sich flexibel an die 
unstete Einspeisung von Wind- und Sonnenstrom anzupassen. Baake: "Das
geht weder mit großen Kohlekraftwerken noch mit Atomkraftwerken. 
Früher, als der BDEW wahrhaben will, stehen wir vor einer 
Systementscheidung: Es geht längst um Entweder-Oder, nicht mehr um 
Sowohl-Als-Auch, wie der BDEW glauben machen will."
Die bevorstehende Richtungsentscheidung in der deutschen 
Energiepolitik werde dadurch erschwert, dass der BDEW als 
"Hauptvertreter der alten Energiewirtschaft" wie gewohnt den 
künftigen Beitrag von Sonne, Wind, Bioenergie, Wasserkraft und 
Geothermie unterschätze, erklärte der Geschäftsführer des 
Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE), Björn Klusmann: "Das war 
schon immer so: Nahezu alle Studien zum Ausbau der Erneuerbaren 
blieben in der Vergangenheit weit hinter der dann eingetretenen 
Realität zurück. Tatsächlich können die heimischen Erneuerbaren 
Energien schon 2020 mit 47 Prozent fast die Hälfte der 
Stromversorgung decken - vorausgesetzt die Politik entscheide sich 
für diesen Zukunftspfad und gegen die Konzepte von gestern". 
Versorgungssicherheit könne es dauerhaft nur mit Erneuerbaren 
Energien geben, die nach menschlichen Maßstäben unerschöpflich seien.
Wer jetzt überkommene Strukturen künstlich verlängere, werde später 
"immer mehr Milliarden für Kohle, Öl und Gas ins Ausland überweisen 
müssen."
Holger Krawinkel, Mitglied der Geschäftsleitung und 
Fachbereichsleiter Bauen, Energie, Umwelt des Verbraucherzentrale 
Bundesverband (vzbv), erklärte, angesichts der Vorschläge des BDEW, 
dass "die neuen Pessimisten heute nicht mehr bei den Umweltverbänden 
zu finden seien, sondern dort wo große Konzerne kleinmütig an alten 
Geschäftsmodellen festhalten und ängstlich ihre Milliardengewinne 
verwalten."  So drohten unnötige und teure Doppelstrukturen in der 
Energieinfrastruktur, für deren Kosten am Ende die Verbraucherinnen 
und Verbraucher aufzukommen hätten.  Das neue Solarzeitalter komme 
offenbar viel schneller, als die meisten Energieexperten noch vor 
wenigen Jahren angenommen hätten, sagte Krawinkel. "Diese Perspektive
nimmt nicht nur in rasantem Tempo Gestalt an, sie hat auch den 
unschätzbaren Vorteil, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher sie 
mit großen Hoffnungen erwarten". Dagegen würde die 
Energiebereitstellung aus Kohle und Uran von der großen Mehrheit der 
Menschen "als Teil des Problems und nicht als Teil der Lösung 
wahrgenommen". Wer versuche sein Geschäftsmodell gegen die 
Hauptströmung der Gesellschaft durchzusetzen, werde am Ende 
verlieren, so Krawinkel.
Gero Lücking, Mitglied der Geschäftsleitung beim Hamburger 
Ökoenergieversorger LichtBlick, betonte, die mit der Energiewende 
verbundene Notwendigkeit einer neuen Energieinfrastruktur sei "mit 
den Technologien und Konzepten der 70er Jahre des letzten 
Jahrhunderts nicht zu bewältigen." Der rasante Ausbau der 
regenerativen Energien erfordere "effiziente, dezentrale und flexibel
steuerbare Lösungen, um Angebotstäler der Erneuerbaren schnell, 
kostengünstig und umweltfreundlich ausgleichen zu können". Lücking 
äußerte sich skeptisch über die Zukunftsaussichten der auch vom BDEW 
mit Hoffnungen begleiteten Technologie der Abscheidung und 
Verpressung von Kohlendioxid aus fossilen Kraftwerken (CCS). Selbst 
wenn diese Technologie wirklich irgendwann verfügbar sei, werde sie 
an ihrer mangelnden Wirtschaftlichkeit scheitern. Lücking: "Strom aus
erneuerbaren Energien wird billiger sein, als Strom aus 
CCS-Kraftwerken. Spätestens mit der CCS-Technologie wird der 
Kohlestrom seinen vermeintlichen Wettbewerbsvorteil gegenüber den 
regenerativen Technologien verlieren."

Pressekontakt:

Dr. Cornelia Ziehm Leiterin Klimaschutz und Energiewende, Hackescher
Markt 4, 10178 Berlin, Mobil: 016094182496, Tel.: 0302400867-21, Fax:
0302400867-19, E-Mail: ziehm@duh.de

Daniel Kluge, Bundesverband Erneuerbare Energie e.V., Reinhardtstr.
18, 10117 Berlin, Tel. 030 2758170-15, Fax. 030 2758170-20,
daniel.kluge@bee-ev.de

Dr. Gerd Rosenkranz, Deutsche Umwelthilfe e.V., Hackescher Markt 4,
10178 Berlin, Mobil 0171 5660577, Tel. 030 2400867-0, Fax. 030
2400867-19, rosenkranz@duh.de

Original-Content von: Deutsche Umwelthilfe e.V., übermittelt durch news aktuell

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