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Placebo aus der Auto-Steinzeit: Die Diesel-Abgasuntersuchung muss dringend renoviert werden

Berlin (ots)

Technisch überholte Messgeräte zur
Abgasuntersuchung von Pkw können Dieselstinker nicht erkennen - Schon
vor der Einführung der Euro 5 Norm in diesem Jahr war die 
Diesel-Abgasuntersuchung (AU) vom Stand der Technik überholt und oft 
wirkungslos - Deutsche Umwelthilfe und Abgas-Experten fordern 
schärfere Prüfwerte und den Einsatz moderner Messmethoden
Die periodische Abgasuntersuchung, die Millionen Diesel-Pkw in 
Deutschland im Zwei-Jahres-Rhythmus absolvieren, ist seit Jahren bei 
modernen Dieselfahrzeugen wirkungslos. Veraltete Messgeräte reagieren
erst auf Schadstoffkonzentrationen, die selbst bei defekten 
Abgasreinigungssystemen praktisch nie erreicht werden.  
Beispielsweise können defekte Diesel-Partikelfilter mit den 
bundesweit eingesetzten Messgeräten nicht entdeckt werden. Darauf hat
die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) hingewiesen und eine sofortige 
"grundlegende Renovierung" der Abgasuntersuchung, die Einführung 
moderner Messmethoden und Prüfwerte gefordert, die sich an heutigen 
Abgasgrenzwerten orientieren.
Die periodische Abgasuntersuchung (AU) wurde verbindlich 1993 
eingeführt, um sicherzustellen, dass sich der Schadstoffausstoß über 
die Lebensdauer eines Fahrzeugs nicht wesentlich erhöht. Die aktuell 
millionenfach durchgeführte Diesel-AU wird diesem Anspruch mit 
Messmethoden aus den 70er und viel zu hohen Prüfwerten aus den 90er 
Jahren nicht mehr gerecht. Einerseits wurden die EU-Abgasnormen in 
den vergangenen zwanzig Jahren drastisch verschärft, andererseits 
blieben die Prüfwerte seit dem Start der verpflichtenden periodischen
Abgasuntersuchung unverändert auf einem inzwischen viel zu hohem 
Niveau.
"Es kann nicht sein, dass wir wegen der hohen Feinstaubbelastung 
in unseren Großstädten mit erheblichem Aufwand Umweltzonen 
einrichten, in die nur partikelreduzierte und schadstoffarme Autos 
einfahren dürfen, und andererseits die Wirksamkeit der Abgasreinigung
nur zum Schein mit Placebo-Geräten überprüfen",  sagte 
DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Die Deutsche Umwelthilfe e. 
V. (DUH) fordert deshalb, dass die Diesel-Abgasuntersuchung schnell 
dem Stand der Technik angepasst wird. Andernfalls seien die für die 
periodischen Prüfungen von Pkw-Haltern verlangten etwa 38 Euro 
rausgeschmissenes Geld, so Resch.
"Es ist ein skandalöser Anachronismus", erklärte der 
internationale Verkehrsberater und frühere Abteilungsleiter im 
Umweltbundesamt Axel Friedrich anlässlich einer Pressevorführung der 
heutigen Messdefizite in Berlin. "Seit Jahren wird mit Wissen aller 
Beteiligten eine offensichtlich wirkungslose Massenuntersuchung am 
Leben erhalten, die den Bürger Geld kostet und dafür sorgt, dass 
defekte Fahrzeuge ungehindert und unbemerkt auf unseren Straßen 
fahren.
Unterstützung erhält die DUH vom Präsidenten des Bundesverbands 
Automobil Service-Ausrüstungen (ASA) Klaus Burger, der auch 
Geschäftsführer der Firma MAHA ist. Burger forderte konsequentes 
Handeln der Politik: "Nach dem schwierigen Start der Einführung von 
Dieselpartikelfiltern und deren Nachrüstprogrammen muss die Politik 
nun die Basis für eine zeitgerechte Kontrolle der Funktionsfähigkeit 
dieser Systeme über den Lebenszyklus gewährleisten".
Günter Afflerbach vom TÜV Nord bestätigte anlässlich der 
Pressekonferenz in Berlin, dass der Austausch der veralteten 
Messgeräte zügig erfolgen könne: "In einem gemeinsamen Vorhaben der 
DEKRA, des ZDK, von ASA und VdTÜV haben moderne Partikelmessgeräte 
bewiesen, dass sie einsatzfähig sind."  Zur Einführung dieser neuen 
Messgeräte müsse nun noch die zuständige Physikalisch Technische 
Bundesanstalt (PTB) die Anforderungen der Eichordnung an diese Geräte
formulieren.
Anlässlich der Pressevorführung in Berlin schlugen die Experten 
vor, die periodische Abgasuntersuchung in zwei Stufen grundlegend zu 
renovieren: In einem ersten Schritt sollen sofort die Prüfwerte unter
Berücksichtigung der aktuellen EU-Abgasnormen reduziert werden. Denn 
während die zulässigen Schadstoff-Grenzwerte in den vergangenen 
Jahrzehnten schrittweise und massiv verschärft wurden, blieben die 
AU-Prüfwerte über den gesamten Zeitraum unverändert. Die Kluft 
zwischen beiden wuchs mittlerweile so weit, dass bei der Prüfung 
moderne und mittelalte Fahrzeuge auch bei defekter Abgasreinigung 
praktisch nicht mehr durchfallen können. Im zweiten Schritt sollen 
die veralteten Abgasmessgeräte schnell und flächendeckend erneuert 
werden. Moderne Messgeräte, die sehr kleine Partikel erfassen können,
sind bereits heute kostengünstig verfügbar. Mit diesen modernen 
Geräten werden Fehler in der Abgasreinigung auch bei modernen 
Dieselfahrzeugen zuverlässig erkannt. Die periodische 
Abgasuntersuchung würde wieder ihren ursprünglichen Zweck erfüllen.
Friedrich wies darauf hin, dass auch die aktuellen Euro 
5-Fahrzeuge mit Diesel-Partikelfilter und künftige Euro 6-Fahrzeuge 
die regelmäßige Abgasuntersuchung durchlaufen müssen, obwohl diese 
modernen Fahrzeuge serienmäßig über eine eingebaute elektronische 
Systemüberwachung des Schadstoffausstoßes (OBD, On-Board-Diagnose) 
verfügen. Die OBD-Technik ist nicht in der Lage, gravierende Fehler 
in der Abgasreinigung zu erkennen. Die Autoindustrie solle ihren 
Widerstand gegen eine wirksame Diesel- AU endlich aufgeben. Die 
Experten sind sich einig, dass OBD eine wirksame periodische 
Abgasuntersuchung nicht ersetzen kann.
Deswegen fordert die Deutsche Umwelthilfe das Instrument der 
Abgasuntersuchung nach zeitgemäßen und technisch angepassten 
Maßstäben für alle Dieselfahrzeuge (Pkw und Lkw) beizubehalten. 
Resch: "Damit die Diesel-AU wieder ihren Zweck erfüllt, muss die 
Bundesregierung jetzt handeln und die Renovierungsarbeiten 
unverzüglich in Angriff nehmen. Jeder unentdeckte Dieselstinker 
erhöht die Belastung der Menschen - besonders in den Ballungszentren 
- mit gesundheitsgefährdenden Schadstoffen."

Pressekontakt:

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer Deutsche Umwelthilfe e.V.,
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Mobil: 0171 3649170, Fax: 030
240086719, resch@duh.de

Gerd Rosenkranz, Leiter Politik und Presse, DUH, Hackescher Markt 4,
10178 Berlin, Tel.: 030 240086721, Mobil: 0171 5660577,
rosenkranz@duh.de

Dr. Axel Friedrich, freier Berater, Hertastr. 2, 14169 Berlin, Mobil:
0152 29483857, axel.friedrich.berlin@gmail.com

Original-Content von: Deutsche Umwelthilfe e.V., übermittelt durch news aktuell

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