Deutsche Umwelthilfe belegt besondere Klimaschädlichkeit von Plug-In-Hybriden: Bundesregierung muss auf dem Autogipfel Förderung beenden
Berlin (ots)
- Deutsche Umwelthilfe fordert von Bundesregierung, das sogar noch aus Steuermitteln geförderte "Schaufahren gegen den Klimaschutz" mit besonders durstigen und klimaschädlichen Plug-In-Hybridfahrzeugen zu stoppen
- Emissions-Kontroll-Institut der DUH stellt vier- bis siebenfach erhöhte CO2-Realemissionen bei staatlich geförderten Plug-In-Hybriden wie dem Volvo XC40 oder Porsche Cayenne fest
- DUH verlangt Berücksichtigung der realen Verbrauchswerte auf der Straße
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) deckt durch Untersuchungen des verbandseigenen Emissions-Kontroll-Instituts (EKI) das Ausmaß eines neuen Skandals in der Automobilindustrie auf. Bei Messungen von Kraftstoffverbrauch und CO2-Ausstoß konnte der Umweltverband bei vier Plug-In-Hybrid-Pkw (Mercedes A250 e, Porsche Cayenne E-Hybrid, Volvo XC40 T5, Volvo XC90 T8) dramatische Überschreitungen der offiziellen Werte nachweisen - in der Spitze um mehr als 600 Prozent. Mit 499 g CO2/km emittiert beispielsweise der als angeblich besonders umweltfreundlich steuerlich geförderte Monster-SUV Porsche Cayenne Plug-In-Hybrid im Fahrmodus Sport Plus mehr als das Fünffache des seit 2020 verbindlichen EU-Flottengrenzwerts.
Diese Ergebnisse alarmieren eine Woche vor dem neuen, von den Automobil-Bundesländern initiierten Auto-Gipfel im Kanzleramt. Und sie untermauern die zentrale Forderung der DUH, die staatliche Förderung von klimaschädlichen Plug-In-Hybridfahrzeugen bei der Dienstwagenbesteuerung sowie bei Kaufprämien sofort zu beenden.
Die neuen Messungen zeigen zudem, dass die Automobilkonzerne nicht nur bei den Klimagasangaben die Bürger in die Irre führen: Auch bei Untersuchungen auf giftige Stickoxide (NOx) überschritten einige Euro 6d temp Diesel- und auch Benzin-Pkw im Test auf der Straße die gesetzlichen Grenzwerte um bis zu 50 Prozent.
"Fünf Jahre nach Dieselgate zeigt die Autoindustrie, dass sie ihr 'Schaufahren gegen den Klimaschutz' unvermindert fortsetzt. Unsere aktuellen Untersuchungen zeigen die nächste Verbrauchertäuschung in Form von extrem klimaschädlichen Plug-In-Hybriden. Durch ein absurdes Labor-Testverfahren werden niedrige Verbrauchs- und CO2-Werte versprochen. In Wirklichkeit sind die meisten Plug-In-Hybride auf Extrembeschleunigung entwickelt und zeigen auf der Straße dramatisch abweichende CO2-Emissionen, weit über denen vergleichbarer reiner Verbrenner-Pkws. Von der Bundesregierung erwarten wir daher in der kommenden Woche die Entscheidung, diese industrie- wie klimapolitisch absurde Fehlsteuerung sofort zu beenden", sagt Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH.
Das EKI der DUH hat für die aktuelle Auswertung acht Benzin-Pkw, darunter vier Plug-In-Hybride sowie sieben Diesel-Pkw insgesamt weit über 100 Einzel-Abgastests auf der Straße unterzogen. Ergänzend wurden als Teil des EU-geförderten Projektes "Get Real" drei Modelle beim TÜV Nord auf einem Rollenprüfstand gemessen. Axel Friedrich, Verkehrsexperte und Projektleiter des EKI, kommentiert die Ergebnisse: "Die unglaublich hohen CO2-Werte von Plug-In-Hybrid-Pkw wie dem Porsche Cayenne oder dem Volvo XC40 werden unter anderem durch das extrem ineffiziente Laden der Batterie durch den Benzinmotor verursacht. Wie kann ein solcher Unsinn noch staatlich gefördert werden? Diese Fahrzeuge kann man nur als zwei Fehler in einem Auto charakterisieren."
Aufgrund der dramatischen Abweichungen zwischen offiziell angegebenen und real gemessenen Verbrauchs- und CO2-Werten fordert die DUH, endlich das Messverfahren umzustellen und die Werte im realen Betrieb zu ermitteln. Nur die Realwerte können die Grundlage sein, um die Klimafreundlichkeit eines Fahrzeugs zu beurteilen. Auch eine staatliche Förderung muss daran orientiert werden. Wie wichtig das ist, zeigt die Tatsache, dass drei der jetzt als besonders klimaschädlich entlarvten Plug-In-Hybride auf der "Liste der förderfähigen Elektrofahrzeuge" des Bundesverkehrsministeriums stehen.
"Plug-In-Hybride als Elektrofahrzeuge zu bezeichnen ist Verbrauchertäuschung. Unsere Messungen zeigen, dass diese Fahrzeuge im realen Fahrbetrieb ein Vielfaches an CO2 ausstoßen verglichen mit den offiziellen Angaben. Einmal mehr haben sich die Kanzlerin und der Bundesverkehrsminister instrumentalisieren lassen und dafür gesorgt, dass diese hochgradig klimaschädlichen Fahrzeuge sogar staatlich gefördert werden. Besonders perfide: In Nordrhein-Westfalen dürfen diese Klimakiller sogar auf der Umweltspur fahren - vorbei an Kleinwagen, die nur einen Bruchteil der schädlichen Klimagase ausstoßen. CO2 Messungen auf der Straße müssen deshalb zwingend Zulassungsvoraussetzung werden. Nur so wird klar, wie klimaschädlich die Fahrzeuge wirklich sind", so Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin der DUH.
Die mangelhafte aktuelle Ermittlung des CO2-Ausstoßes zeigt sich neben der Plug-In-Technik auch an weiteren, konventionellen Beispielen. Hohe Abweichungen wurden beispielsweise auch beim Benziner Audi A5 2.0 TFSI festgestellt. Ein auf der Straße durchgeführter Test nach den Vorgaben des Prüfzyklus NEFZ ergab CO2 Emissionen von 202 g CO2/km, während der offizielle Wert bei 149 g liegt - eine Überschreitung von mehr als einem Drittel.
Darüber hinaus fordert die DUH, auch eine weitere Verbrauchertäuschung endlich zu beenden: Nach wie vor dürfen die Hersteller den Bürgern Neufahrzeuge mit falschen Daten schmackhaft machen - nämlich mit den viel zu geringen Verbrauchs- und CO2-Angaben nach dem veralteten NEFZ-Verfahren. Das böse Erwachen erwartet den Kunden erst, wenn der Steuerbescheid in der Post ist. Denn die Kfz-Steuer wird auf Grundlage der oft wesentlich höheren Werte nach dem neueren WLTP-Verfahren berechnet. Anschaulich wird dies am Beispiel des Volvo XC90 T8 Twin Engine, der laut NEFZ 52 g CO2/km emittiert. Das würde einer Steuerlast von 40 Euro entsprechen und der Kunde geht vermutlich davon aus, sogar ein klimafreundliches Fahrzeug zu kaufen. Der WLTP-Wert hingegen liegt bei 207 g CO2/km, weshalb den Halter ein tatsächlicher Steuerbescheid in Höhe von 264 Euro pro Jahr erwartet - die Erkenntnis, dass er ein extrem klimaschädliches Fahrzeug gekauft hat, kommt dann zu spät.
Die DUH setzt sich seit vielen Jahren für ehrliche Spritangaben ein. Die Kampagne "Get Real: Für ehrliche Spritangaben!" (LIFE15 GIC/DE/029) wird im Rahmen des LIFE-Programms der EU-Kommission gefördert.
Links:
Alle Angaben zu Fahrzeugen, Messverfahren und Ergebnissen finden Sie hier: http://l.duh.de/p200902
Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer
0171 3649170, resch@duh.de
Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin
0170 7686923, metz@duh.de
Dr. Axel Friedrich, Internationaler Verkehrsexperte
0157 71592163, axel.friedrich.berlin@gmail.com
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