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Der Tagesspiegel: Dessauer Polizeiaffäre: Linksfraktion droht mit Untersuchungsausschuss

Berlin (ots)

Die Regierung von Sachsen-Anhalt hielt die Dessauer
Polizeiaffäre schon für beendet, doch das Gegenteil ist der Fall. Die
Linksfraktion im Landtag droht jetzt mit einem 
Untersuchungsausschuss. Anlass sind die Repressalien, denen zwei der 
drei Beamten der Polizeidirektion Dessau ausgesetzt sind, die vor 
einiger Zeit ein Fehlverhalten des Vizechefs der Behörde, 
Hans-Christoph Glombitza, protokolliert hatten. Die 
Staatsanwaltschaft Dessau hat deshalb vor wenigen Tagen nach einem 
Hinweis aus der Führung der Polizeidirektion ein Ermittlungsverfahren
gegen einen der drei Staatsschützer eingeleitet - weil er in einem 
Schreiben eine strafbare Handlung Glombitzas behauptet haben soll, 
ohne sie dann anzuzeigen.
Es bestehe der "Verdacht des Versuchs einer Strafvereitelung im Amt",
sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Folker Bittmann am Donnerstag dem
Tagesspiegel. Die Staatsanwaltschaft hatte es im Mai allerdings 
abgelehnt, gegen Glombitza selbst zu ermitteln. Ohne ihn oder die 
drei Beamten befragt zu haben.
Dem zweiten Beamten wurde unterdessen, wie es im Umfeld der 
Polizeidirektion hieß, vom Innenministerium das Studium an der 
Deutschen Polizeihochschule in Münster verwehrt. Der Beamte will 
klagen. Im Ministerium hieß es lapidar, nach einem abgeschlossenen 
Auswahlverfahren "ist der Rechtsweg offen".
Die Staatsschützer hatten, wie berichtet, in einem Gesprächsprotokoll
Glombitza vorgehalten, er habe gefordert, die Bekämpfung rechter 
Delikte zu bremsen. Glombitza soll sich auch verächtlich über die von
der Landesregierung initiierte "Hingucken!"-Kampagne gegen 
Rechtsextremismus geäußert haben. Auf Antrag des Innenministeriums 
untersuchte der Rektor der Fachhochschule der Landespolizei den Fall.
Er bescheinigte Glombitza "fachliches Fehlverhalten", konnte aber 
kein Dienstvergehen feststellen.
Der Umgang mit den Staatsschützern sei "skandalös", sagte der Chef 
der Linksfraktion, Wulf Gallert, am Donnerstag dem Tagesspiegel. Es 
werde versucht, die Beamten "ins Abseits zu drängen und mundtot zu 
machen". Die Linksfraktion sähe sich "zu einem Untersuchungsausschuss
gezwungen, wenn Landesregierung und Polizeidirektion nicht dafür 
sorgen, dass die Staatsschützer rehabilitiert werden", sagte Gallert.
Die Fraktion mit 26 Abgeordneten könne einen Untersuchungsausschuss 
alleine durchsetzen.
Als "völlig unverständlich" empfindet Gallert zudem das Verhalten der
Staatsanwaltschaft. Dem schließt sich sogar das Innenministerium an: 
Es sei nicht nachzuvollziehen, "auf welcher Basis die 
Staatsanwaltschaft Ermittlungsbedarf sieht", hieß es. Bei der 
Polizeidirektion Dessau war keine Stellungnahme zu erhalten.

Pressekontakt:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-308
Fax: 030-260 09-622
cvd@tagesspiegel.de


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