Pressestimmen: "Der Tagesspiegel" Berlin meint zum Streit zwischen Schröder und den Gewerkschaften
Berlin (ots)
Es ist sicher nicht lustig, in diesen Tagen Gewerkschaftsfunktionär zu sein. Der hundstraurige Blick des DGB-Chefs Sommer bei der Pressekonferenz mit dem Kanzler hat mehr über die Befindlichkeit der Gewerkschafter gesagt als alle zornigen Worte. Das Gewerkschaftsklagen, dass Schröder gerade den schmerzhaftesten Sozialabbau seit Gründung der Republik plane, ist schon richtig. Genauso richtig ist aber auch, dass dieses dramatische Prädikat auf jede Leistungskürzung passen würde. Denn die Jahrzehnte des wachsenden Wohlstands kannten nur ein Phänomen: den stetigen Sozialaufbau. So wurde, dank fester Konjunktur, eine Wohlfühlgesellschaft geschaffen, die jetzt zum Hemmnis geworden ist. Spät hat der bisherige Gefälligkeitspolitiker Schröder dies erkannt. Anders als die Gewerkschaften. Sie haben sich offenbar dagegen entschieden, als breite gesellschaftliche Kraft mitzugestalten. Ihre Funktionäre beschränken sich auf ihr Kerngeschäft als Interessenvertreter derer, die noch Arbeit haben - und gegen jene, die gerne Arbeit hätten. Das erklärt, warum die Gewerkschaften auf stur stellen, statt eigene Reformvorschläge zu entwickeln. So machen sie es Schröder nur leichter, sie bis nach der Umsetzung seiner Reformen zu ignorieren.
ots-Originaltext: Der Tagesspiegel
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