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Pressestimmen: Interview mit Gerd Lottsiepen (VCD) zur Pkw-Maut "Wir haben ein Instrument - die Ökosteuer" Verkehrsexperte Lottsiepen über gerechte Gebühren

Berlin (ots)

Herr Lottsiepen, was halten Sie davon, die Maut
auch für Pkw einzuführen?
Was die CSU in ihrem Umweltprogramm vorschlägt, ist eine
interessante Idee. Wichtig ist bei einer Maut, dass sie
kilometerabhängig gezahlt werden muss und auf jeder Straße.
Weshalb ist das so wichtig?
Weil Sie sonst überhaupt keine positive Wirkung haben. Die Maut in
Form einer Vignette, wie sie in der vergangenen Woche von CDU-
Sprecher Herrn Carstens vorgeschlagen wurde, ist Unsinn im Sommerloch
und absolut kontraproduktiv, weil da jeder das Gleiche bezahlt, egal
wie viel er fährt.
Das wäre also ungerecht?
Unsozial sogar. Jemand der im Jahr 1500 Kilometer mit einem Opel
Corsa über die Autobahn fährt, zahlt genauso viel, wie jemand, der
50000 mit einer 200 Stundenkilometer schnellen Limousine fährt. Bei
dem neuen Vorschlag soll es streckenabhängig funktionieren, das ist
ein Fortschritt. Was gegen die Idee der CSU spricht, ist, dass damit
gerechnet wird, sie erst in 10 bis 20 Jahren zu verwirklichen.
Schließlich soll dieses System europaweit gelten. Das ist sinnvoll,
aber für die nächste Zeit überhaupt keine Lösung.
Ein Ziel ist es, die negativen Auswirkungen auf die Umwelt zu
reduzieren. Inwieweit könnte eine Pkw-Maut etwas ausrichten?
Wer viel fährt, muss viel zahlen, das könnte das Verkehrsaufkommen
verringern. Wenn die Maut für alle Straßen gilt, gibt es keine
Verlagerungseffekte. Die Autofahrer weichen nicht auf Landstraßen
aus, auf denen sie dann im Stau stehen und die Umwelt vermutlich mehr
belasten. Vor allem wäre es allerdings eine erhebliche zusätzliche
Lärmbelästigung für die Menschen in den Ortschaften. Eine solche
Verlagerung ist weder ökologisch, noch für die Gesundheit der
Menschen gewünscht, schon gar nicht für die Verkehrssicherheit:
Landstraßen sind die mit Abstand gefährlichsten Straßen.
Was schlagen Sie vor?
Wir haben schon ein Instrument, mit dem man Umweltziele erreichen
kann: die Ökosteuer. Die gibt es schon, ohne 15-jährige Wartezeit. Es
gibt keine neue festgeschriebene Stufe, aber bevor man neue
Instrumente sucht, sollte man - auch die CSU - an eine
Weiterentwicklung der Ökosteuer denken. Kurzfristig wäre das am
besten.
Das heißt, Sie begrüßen den Vorschlag für eine umfassende Maut,
halten ihn aber für nicht umsetzbar und verwerfen ihn deshalb?
Nein, man soll das weiter verfolgen. Aber in der Zwischenzeit
müssen wir sehen, wie wir den Verkehr insgesamt weiterentwickeln,
welche Angebote wir im öffentlichen Verkehr machen. Außerdem wird es
weitere Implikationen geben. Wenn einmal eine Pkw-Maut existiert,
wird es nicht dabei bleiben, dass jeder Kilometer gleich viel kostet.
Da wird sich die Marktwirtschaft durchsetzen: wo sich viele Autos
drängeln, wird die Straße teurer werden, zum Beispiel auf dem Kölner
oder auf dem Berliner Ring.
Das klingt wieder ungerecht.
Wenn der öffentliche Verkehr günstiger und für die Menschen viel
bequemer wird, wenn man also Alternativen schafft, kann man den
knappen Raum Straße teurer machen.
Inhaltliche Rückfragen unter Tel. 030/26 009 218
ots-Originaltext: Der Tagesspiegel

Rückfragen bitte an:

Der Tagesspiegel
Thomas Wurster
Chef vom Dienst
Telefon:030-260 09-419
Fax: 030-260 09-622
Email:thomas.wurster@tagesspiegel.de

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