Der Tagesspiegel: Ökonomen sehen Abschaffung des Tags der deutschen Einheit skeptisch
Berlin (ots)
Berlin. Die Abschaffung des Tags der deutschen Einheit würde nur für ein Jahr ein zusätzliches Wirtschaftswachstum von 0,1 Prozentpunkten bringen. Das sagte Ulrich Kater, Chefökonom der Deka-Bank, dem "Tagesspiegel" (Freitagausgabe). "Das Wachstum würde 2005 leicht anziehen - aber nur wegen des statistischen Effekts", erklärte er. Im Jahr darauf werde dies keinen Effekt mehr haben, weil 2006 die Arbeitszeit nicht weiter ausgeweitet würde. Die Streichung eines Feiertages sei gleichbedeutend mit einer allgemeinen Lohnsenkung. Allerdings habe dies "eher symbolische Wirkung" auf Konjunktur und Arbeitslosigkeit. Wirkungsvoller als ein staatlicher Eingriff in die Arbeitskosten sei eine Öffnung der Tarifverträge durch Arbeitgeber und Gewerkschaften. "Würden die Beschäftigten nur 2,2 Stunden pro Woche länger arbeiten, wäre das gleichbedeutend mit der Streichung von zwölf Urlaubstagen", hat er errechnet. "Die Wochenarbeitszeit hat einen größeren Hebel und ist weniger schmerzhaft für den Einzelnen." Skeptisch äußerte sich auch Thomas Straubhaar, Präsident des Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Archivs (HWWA). Auch er erwartet kein nennenswert stärkeres Wachstum. "Die deutsche Konjunktur hat ja derzeit ein Nachfrage- und weniger ein Angebotsproblem", sagte er. Zwar "gewinnen die Unternehmen im globalen Wettbewerb etwas Luft", räumte er ein, zudem müssten sich die Arbeitnehmer ohnehin daran gewöhnen, bei stagnierenden Löhnen länger zu arbeiten. "Den Kostenwettlauf mit Billiglohnländern können wir aber nicht gewinnen - die deutsche Wirtschaft muss vor allem flexibler und besser werden, nicht unbedingt billiger", urteilte der Wirtschaftsforscher.
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