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Der Tagesspiegel: Platzeck lehnt Vizekanzler-Rolle ab, Clement dafür im Gespräch

Berlin (ots)

Berlin - Die Verhandlungsführer der SPD für eine
große Koalition, Bundeskanzler Gerhard Schröder und Parteichef Franz 
Müntefering, haben begleitend zu den Sondierungsgesprächen mit der 
Union begonnen, für eine Zukunft ohne Schröder zu planen. In der 
zurückliegenden Woche hat Schröder Brandenburgs Ministerpräsident 
Matthias Platzeck, seinem erklärten Favoriten in der Partei, 
erfolglos das Amt des Außenminister und Vizekanzlers angetragen. Dem 
Tagesspiegel am Sonntag sagte Platzeck: "Ich habe meinen Wählern ein 
Versprechen gegeben, und das halte ich."
Hinter der Überlegung der SPD-Spitze steht, dass ein Verzicht der 
Union aufs Kanzleramt für Angela Merkel immer weniger wahrscheinlich 
wird. Schröder drängte Platzeck. Der Ministerpräsident hatte eine 
sehr personenbezogene Wahl in Brandenburg erfolgreich bestanden. 
Diese Wähler, so erklärte Platzeck dem Kanzler und dem SPD-Chef, 
dürfe und wolle er um der eigenen Glaubwürdigkeit willen nicht 
enttäuschen. Es sei wichtig auch für die Zukunft, dass die Menschen 
auf sein Wort bauen könnten. Beide, Schröder und Müntefering, 
akzeptierten die Absage widerstrebend.
Platzeck hat schon einmal einen Posten in der Bundesregierung 
ausgeschlagen, seinerzeit noch im Amt des Potsdamer 
Oberbürgermeisters. Damals wollte der Kanzler ihn als 
Aufbau-Ost-Minister. Platzecks diesmalige Absage soll aber nicht für 
alle Zeit gelten. Nach Tagesspiegel-Informationen ist daran gedacht, 
den Brandenburger zum Kanzlerkandidaten - dem ersten ostdeutschen der
SPD - für 2009 und zum Parteichef ab 2007 aufzubauen. Deshalb auch 
sähen Schröder und Müntefering ihn unverändert gerne im Amt des 
Außenministers. Aus dem heraus war Willy Brandt 1969, nach der ersten
großen Koalition im Bund, Kanzler geworden. Platzeck hatte außerdem 
vor längerer Zeit einmal gesagt, wenn es ein Amt in der 
Bundesregierung gebe, das ihn reize könne, dann das Außenamt. Er 
pflegt auch in seiner jetzigen Funktion intensiv Auslandskontakte. 
Die SPD ist nun weiter auf der Suche. Als neuer Name für das Außenamt
sowie als Vizekanzler ist Wolfgang Clement (64) im Gespräch. Er 
verfüge über Ansehen und Kontakte im Ausland.
Unmut herrscht in der Union, besonders aber bei der SPD über CSU-Chef
Edmund Stoiber. Obwohl die Sondierungsteams zu Stillschweigen 
verpflichtet sind, hat Stoiber öffentlich Anspruch auf ein 
Bundesministerium für Wirtschaft, Verkehr und Infrastruktur erhoben. 
Dies wird als Verstoß gegen die gemeinsam aufgestellte Regel gesehen.
Inhaltliche Rückfragen richten Sie bitte an:
Der Tagesspiegel, Ressort Politik, Telefon 030/26009-389
Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-419
Fax: 030-260 09-622 
thomas.wurster@tagesspiegel.de

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